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Das News-Magazin in Brandenburg

Offenbach, 30. August 2022 – Landläufig ist die warme Jahreszeit ja auch als „Sommerloch“ bekannt. Doch in diesem Jahr sorgten auch meteorologische Ereignisse und ihre Folgen für enorme Schlagzeilen: Hitzerekorde im Norden Deutschlands bis an die Küste, historische Trockenheit im Westen, Niedrigwasser und ausgetrocknete Flussläufe, Blaualgenplagen, zahlreiche Rekordwaldbrände, Trinkwassernotstände - oft Seite an Seite mit regionalen Starkregenfällen und Überflutungen. Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Die Extreme dieses Sommers zeigen sich auch in unserer Klimastatistik. Der Sommer 2022 war in Deutschland der sonnigste, 6.trockenste und gehört zu den vier wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn. Wir dürften damit in Zeiten des Klimawandels einen bald typischen Sommer erlebt haben.“ Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Temperaturplus von 2,9 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittel
Der Temperaturdurchschnitt lag im Sommer 2022 nach vorläufigen Berechnungen des DWD mit 19,2 Grad Celsius (°C) um 2,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +1,6 Grad. Damit gehört der Sommer 2022 zu den vier wärmsten in Deutschland seit 1881. „Spitzenreiter“ bleibt 2003 mit 19,7 °C. Aus dem Stand brachte bereits der Juni den Sommer auf Hochtouren, wurde im Juli zum Dauerläufer und blieb das auch im August. Hamburg-Neuwiedenthal meldete am 20.7. mit 40,1 °C die deutschlandweit höchste Temperatur. Jener Tag brachte in der Norddeutschen Tiefebene viele neue Rekorde. Klirrend kühl war es dagegen in Gilserberg-Moischeid, 25 km nordöstlich von Marburg, wo am 2.6. mit 1,1 °C der Sommertiefstwert festgehalten wurde.

6.trockenster Sommer seit 1881
In diesem Sommer fielen mit rund 145 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 40 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 mit 239 l/m². In der seit 1881 bestehenden Zeitreihe des DWD war der Sommer damit der 6.trockenste. Am trockensten bleibt der Sommer 1911 mit nur 124 l/m² gewesen. Auch im Vergleich zur Referenzperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 2022 minus 40 Prozent. Das Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen meldeten eine historische Sommerdürre. An den Alpen fielen währenddessen über 500 l/m². Dort wurde in Wertach-Bichel im Allgäu am 19.8. mit 114,2 l/m² auch der höchste Tagesniederschlag des Sommers erhoben.
Die deutlich zu trockene und überdurchschnittlich warme und sonnenscheinreiche Sommerwitterung ließ die Böden stark austrocknen. Dabei nahm der Rückgang der Bodenfeuchte in Deutschland einen ähnlichen Verlauf wie im Dürrejahr 2018. Von der Trockenheit besonders getroffen waren vor allem die Sommerkulturen wie Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben. Grünland verdorrte zusehends und wurde seinem Namen vielerorts nicht mehr gerecht. Auswirkungen auf das kommende Erntejahr zeichnen sich bereits ab, da die Bedingungen zur Herbstaussaat zurzeit ungünstig sind. Auch bei vielen Bäumen und Sträuchern wurde der Trockenstress immer deutlicher sichtbar. Besonders markant war auch die Waldbrandgefahr: Die Anzahl der Tage mit einem hohen bis sehr hohen Waldbrandgefahrenindex war im Deutschlandmittel in diesem Sommer ähnlich hoch wie im Jahr 2018. Einen Bericht zur Trockenheit im Sommer 2022 aus agrarmeteorologischer Sicht hat der DWD bereits am 12. 8. 2022 veröffentlicht: Hintergrundbericht zur Trockenheit 2022

820 Sonnenstunden im Sommer 2022 - ein Rekord
Mit fast 820 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im Sommer ihr Soll von 614 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um rund 35 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 lag die positive Abweichung bei rund 25 Prozent. Damit hat der Sommer 2022 den bisherigen Rekordhalter 2003 mit 793 Stunden deutlich abgelöst. Am Oberrhein schien die Sonne in den letzten drei Monaten fast 1000 und im äußersten Norden um 700 Stunden.

Das Wetter in den Bundesländern im Sommer 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Hier war der Sommer 2022 mit 20,1 °C (16,2 °C) nach 2003 der zweitwärmste. Die Niederschlagssumme erreichte nach vorläufigen Berechnungen 190 l/m² (292 l/m²). Gemessen an den anderen Bundesländern schaffte es Baden-Württemberg so auf Platz 2 der nassesten Regionen. Fulminate 900 Stunden (636 Stunden) ließ sich die Sonne blicken, womit der Sommer 2022 allen anderen mit deutlichem Abstand die Rücklichter zeigte. Der Südwesten konnte damit auch zur zweitsonnigsten Region in Deutschland gekürt werden.

Bayern: Bayern verkündete mit einem Mittel von 19,5 °C (15,8 °C) und einer Sonnenscheindauer von rund 840 Stunden (623 Stunden) nach 2003 den zweitwärmsten und zweitsonnigsten Sommer. Fast 205 l/m² (314 l/m²) goss es im vergleichsweise nassesten Bundesland - hin und wieder auch mal wie aus Kübeln - vom Himmel. Wertach-Bichel im Allgäu kam beispielsweise am 19.8. auf einen Tagesniederschlag von 114,2 l/m². Die höchsten Sommerniederschläge wurden mit über 500 l/m² unmittelbar an den Alpen beobachtet. Sehr trocken blieb es dagegen in Unterfranken. In Bad Kissingen kamen in den vergangenen drei Monaten keine 30 l/m² zustande.

Berlin: Die Hauptstadt war gemeinsam mit dem Saarland im Sommer 2022 die wärmste Region. 20,6 °C (17,8 °C) wurden vom DWD berechnet. Insgesamt fielen fast 120 l/m² (182 l/m²). Mit rund 795 Stunden (664 Stunden) schien die Sonne ausgesprochen oft.

Brandenburg: Trockenheit, Hitze und Waldbrände waren die prägenden Ereignisse dieses Sommers in Brandenburg. Die Mitteltemperatur erreichte 19,8 °C (17,3 °C). Am 19.6. befand sich der Süden in den Händen sengender Heißluft. Cottbus meldete extreme 39,2 °C und damit einen neuen Junirekord für Brandenburg. Überhitzt war auch der Juli, als in Langenlipsdorf, etwa 50 km südlich von Potsdam, am 20.7. extreme 39,1 °C und damit ein neuer Julihöchstwert für das Bundesland gemessen wurde. Und auch am 4.8. wurde es verbreitet nochmals um 37 °C heiß. Für 130 l/m² (177 l/m²) Flächenniederschlag sorgten Schauer und Gewitter. Mit Bezug auf das bereits sehr trockene Frühjahr und die hohe Verdunstung im Sommer war das erheblich zu wenig. Wald- und Feldbrände wüteten in der Folge und am 25.7. brach im Landkreis Elber-Elster sogar auf einer Fläche von über 800 Hektar ein Großfeuer aus. 790 Stunden (662 Stunden) leuchtete die Sonne.

Bremen: Hier gab es eine Sommertemperatur von 18,7 °C (16,4 °C) und am 20.7. in Bremerhaven mit 35,9 °C sogar einen neuen Allzeitrekord. Trockene 120 l/m² (219 l/m²) fielen in der Region und mit 770 Stunden (589 Stunden) war es an der Weser vergleichsweise sonnenscheinarm.
Hamburg: Auch die sonst so vergleichsweise kühle Hafenstadt kam in diesem Jahr in den Genuss eines zu warmen Sommers. 18,8 °C (16,5 °C) wurden erfasst. Überragend war in jedem Fall der neue Allzeitrekord von 40,1 °C am 20.7. in Hamburg-Neuwiedenthal. Mit fast 120 l/m² (218 l/m²) war es deutlich zu trocken und mit 780 Stunden (618 Stunden) sehr sonnig.

Hessen: Hessen meldete Dauersommer und Dürre. Der Sommer 2022 könnte mit 19,6 °C (16,2 °C) dort zu den drei wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn gehören. Mit 56 Sommertagen wurde ein neuer Rekord erreicht. Mit unglaublich mageren 85 l/m² (222 l/m²) lässt der Sommer vertrocknete Landschaften sowie verbrannte Wälder und Felder zurück. Die meteorlogische Datenbank zeigt: Es war wohl der trockenste und mit 860 Stunden (586 Stunden) auch der sonnigste Sommer seit Messbeginn in Hessen. Im Ländervergleich war Hessen in der diesjährigen warmen Jahreszeit das zweitniederschlagsärmste Bundesland.

Mecklenburg-Vorpommern: Mit 18,5 °C (16,3 °C) gab es auch hier einen ungewöhnlich warmen Sommer. Im Verhältnis zu den anderen Bundesländern war es aber die zweitkühlste Region. Alles andere als kühl war der 20.7.: Es wurde ein Tag mit neuen landesweiten Hitzerekorden. Boizenburg, 50 km südwestlich von Schwerin, stand mit 39,4 °C ganz oben auf dem Hitzetreppchen und selbst an der Küste gab es teils über 38 °C. Unterdurchschnittliche 135 l/m² (187 l/m²) brachten Schauer und Gewitter neben 800 Stunden (676 Stunden) Sonnenschein.

Niedersachsen: Hier fiel der Sommer 2022 mit 18,6 °C (16,2 °C) sehr warm aus und ging mit 110 l/m² (219 l/m²) selten trocken über die Bühne. Am 20.7. erfasste der DWD in Barsinghausen-Hohenbostel, 20 km westlich von Hannover, mit 40,0 °C sogar einen neuen Bundeslandrekord. Ungewöhnlich häufig präsentierte sich die Sonne mit rund 760 Stunden (583 Stunden). Im Ländervergleich befand sich Niedersachsen aber auf Platz 2 der sonnenscheinärmsten Bundesländer.

Nordrhein-Westfalen: In NRW war der Sommer 19,0 °C (16,3 °C) warm und mit fast 120 l/m² (240 l/m²) erschreckend trocken. Niedrigwasser wurde ein zunehmendes Problem. In der dritten Augustdekade aber folgte dank entfernter Niederschläge in den Alpen am Niederrhein eine leichte Entspannung. 785 Sommersonnenstunden (554 Stunden) gab es seit Messbeginn in diesem Bundesland auch noch nicht.

Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz war im Sommer 2022 eine vergleichsweise sehr warme Region. 20,0 °C (16,3 °C) zeigten die Thermometer im Mittel. Damit reihte sich 2022 nach 2003 auf Platz 2 ein. Keine 90 l/m² (218 l/m²) schafften die Wolken des Sommers herbei. Damit wurde seitens des DWD ein neuer Defizitrekord verkündet. Reichlich schien dagegen die Sonne mit 880 Stunden (595 Stunden). Und auch hier zeigen die Auswertungen einen Sommerrekord.

Saarland: Das Saarland war neben Berlin das wärmste Bundesland. 20,6 °C (16,7 °C) wurden ermittelt. Nur 2003 war wärmer. Schockierend gering fiel die Niederschlagsausbeute mit rund 80 l/m² (226 l/m²) aus. Letzte Berechnungen lassen so dort auf den trockensten Sommer schließen. Und damit nicht genug: Sagenhafte 910 Sonnenstunden (631 Stunden) gab es unter dem Strich - unbestritten ein neuer Sommerrekord für das Saarland! Kaum verwunderlich, dass das kleinste Flächenland damit auch das trockenste und sonnigste Bundesland im Sommer 2022 war.

Sachsen: Der Freistaat kam auf sehr warme 19,0 °C (16,5 °C) und trockene 160 l/m² (222 l/m²). Vergleichsweise nass war es damit in der östlichen Region. Dennoch schien die Sonne mit 790 Stunden (609 Stunden) außergewöhnlich oft. Sonniger waren nur die Sommer 2003 und 2019.

Sachsen-Anhalt: Der Juni, Juli und August 2022 brachten im Mittel außergewöhnlich warme 19,5 °C (16,9 °C). Am 20.7. wurde erstmals seit Aufzeichnungsbeginn ein Tageshöchstwert von 40,0 °C in Huy-Pabsdorf, Landkreis Harz, gemessen. Magere 100 l/m² (174 l/m²) Wasser gab es von oben. Dagegen brillierte die Sonne mit 810 Stunden (610 Stunden). Letzte Prognosen zeigen damit einen neuen Sommerrekord bzgl. der Sonnenscheindauer.

Schleswig-Holstein: Mit 17,5 °C (15,8 °C) war der Norden die kühlste Region. Hitzerekorde gab es dennoch: So wurde zum Beispiel in Grambek, 30 km südlich von Lübeck, am 20.7. mit 39,1 °C ein neuer Bundeslandrekord aufgestellt wurde.
Niederschlag fiel in Mengen von 140 l/m² (222 l/m²). Die Sonne strahlte 740 Stunden (645 Stunden), womit der Norden das Schlusslicht im Sonnenscheinranking war.

Thüringen: Der Sommer erreichte hier im Mittel 19,0 °C (15,8 °C) und dürfte damit, so der DWD, mit 2019 der drittwärmste seit Aufzeichnungsbeginn gewesen sein. Wärmer waren nur die Sommer 2003 und 2018. Auch die gemessenen 100 l/m² (210 l/m²) Niederschlag und 795 Stunden (592 Stunden) Sonnenschein haben Seltenheitswert. Nur im Sommer 2003 gab es mit 809 Stunden noch mehr Sonnenschein.

 

Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung. Hinweis: Die bundesweiten Spitzenreiter bei Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer finden Sie jeweils am zweiten Tag des Folgemonats als „Thema des Tages“ unter www.dwd.de/tagesthema. Einen umfassenden klimatologischen Rückblick und eine Vorschau finden Sie ab dem 10. des Folgemonats unter www.dwd.de/klimastatus.

(Symbolvideo)