Hormonkurven, Veränderung der Gebärmutter, träges Verhalten – so klein neugeborene Pandas auch sind, so groß ist der „Trommelwirbel“ mit dem sie sich ankündigen. Nach der Panda-Paarung im April dieses Jahres sollen verschiedene Untersuchungen nun Meng Mengs (6) Trächtigkeit feststellen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend, sodass sich der Zoo Berlin auf eine mögliche Geburt vorbereitet.
Die zwischenzeitlich auftretenden Verhaltensänderungen ließen es vermuten, Ultraschall- und Hormonuntersuchungen stützen den Anschein: „Bisher spricht viel dafür, als dürften wir uns schon bald über schwarz-weißen Nachwuchs freuen. Sobald die Keimruhe endet und die eigentliche Entwicklung des Nachwuchses beginnt, zeigen sich werdende Panda-Mütter zeitweise träge und hören auf zu fressen. In dieser Zeit implantiert sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter. Aber auch die Ultraschallbilder und Hormonwerte bestätigen, dass die Besamung bisher erfolgreich verlief“, verkündet Zoo- und Tierpark-Direktor Dr. Andreas Knieriem. Die regelmäßigen Untersuchungen führt das renommierte Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) durch.
Dank eines umfangreichen Trainings war ein regelmäßiger Ultraschall bei Meng Meng kein Problem. Allerdings wirkt sich ihre zwischenzeitliche Trägheit und Appetitlosigkeit auch auf ihre Trainingsmotivation aus, sodass weitere Untersuchungen derzeit nur unregelmäßig möglich sind. Dabei zeigte sich Meng Meng in den vergangenen Wochen noch sehr hungrig und futterte sich so über die letzten Monate etwa 15 kg Gewicht auf insgesamt 96 kg an. Auch dieses Verhalten ist typisch vor einer anstehenden Geburt.
„Das Ergebnis der letzten Untersuchung am 14. August: Die Eierstöcke sind aktiviert, die Gebärmutter ist deutlich vergrößert, eine kleine Wölbung, bei welcher es sich um ein oder zwei Embryos handeln könnte, ist sichtbar. Auch wenn es bei Großen Pandas häufiger zu Scheinträchtigkeit kommt, gehen wir bisher zu etwa 85 % davon aus, dass Meng Meng tatsächlich Nachwuchs erwartet“, erklärt Prof. Dr. Thomas Hildebrandt, Spezialist für Reproduktionsmanagement des IZW.
Als drittes mögliches Anzeichen einer Trächtigkeit wird seit einigen Wochen auch wieder der Verlauf von Meng Mengs Hormonwerten beobachtet. Und auch diese regelmäßigen Urinuntersuchungen brachten bisher vielversprechende Ergebnisse: „Der Wert des schwangerschaftsbewahrenden Hormons Progesteron ist bei Meng Meng bereits deutlich gestiegen. Nun beobachten wir noch die Prostaglandin-Werte, die, nachdem sie ein hohes Niveau erreicht haben, mit ihrem steilen Anstieg kurz vor der Geburt die Wehen auslösen“, berichtet Dr. Jella Wauters, Hormonexpertin des IZW. Während alle bisherigen Untersuchungsergebnisse auch bei einer Scheinträchtigkeit vorkommen würden, kommt es nur bei einer tatsächlichen Trächtigkeit zu einem starken Anstieg des Prostaglandins und seines Metaboliten (PGFM).
Nach enger Abstimmung mit dem IZW bereitet sich der Zoo Berlin nun auf eine Panda-Geburt Ende August bzw. Anfang September vor. In dieser Woche reisen außerdem wieder chinesische Fortpflanzungsexperten zur Unterstützung nach Berlin.
Hintergrund: Im Zoo Berlin leben seit Sommer 2017 Deutschlands einzige Große Pandas. Im April 2019 wurden Menge Meng und Jiao Qing (9) erstmals zur Paarung zusammengelassen. Große Pandas leben sonst als strenge Einzelgänger und sind nur etwa 72 Stunden im Jahr paarungsbereit. Um die Wahrscheinlichkeit einer Trächtigkeit zu erhöhen, wurde Meng Meng im Anschluss an die Paarung auch künstlich besamt. Die aktuelle Zählung des weltweiten Bestandes an Großen Pandas geht von nur noch etwa 1.860 ausgewachsene Tieren im natürlichen Lebensraum aus, daher wird der Große Panda auf der Roten Liste für bedrohte Arten der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet eingestuft. Sofern Meng Meng tatsächlich trächtig ist, würde der bisher erste Panda-Nachwuchs in Deutschland geboren werden. Die Jungtiere würden zwei bis vier Jahre in Berlin bleiben, bevor sie schließlich nach China umziehen.