ver.di ruft die Beschäftigten des Einzelhandels und einzelner Lebensmittellager der Region zu einem weiteren, ganztägigen Streik am morgigen Montag, dem 13. September 2021 auf. Gezielt einbezogen sind einzelne Filialen der Unternehmen IKEA,REWE, Kaufland, GALERIA Karstadt Kaufhof, EDEKA ,Thalia, , COS, H & M, Primark sowie die REWE-Lager in Oranienburg und Mariendorf. Zentraler Streikort ist der Berliner Breitscheidplatz, wo die Streikenden ab 11.15 Uhr eine kleine Performance geben. Als Gäste haben sich Gregor Gysi, Kevin Kühnert und Gesine Lötzsch angesagt.
Anlass für den Streik sind die immer noch ergebnislosen Tarifverhandlungen zwischen ver.di und dem Handelsverband für die rund 141.000 Berliner und 78.000 Brandenburger Einzelhandelsbeschäftigten.
„Heute machen Beschäftigte ihrem Ärger über das Stocken der Verhandlungen Luft. Sie sind unglaublich wütend, dass noch immer keine Annäherung in Sicht ist. Das Angebot ist in vielerlei Hinsicht inakzeptabel. In diesem Jahr bedeutet es Reallohnverluste und bleibt weit hinter der aktuellen Preissteigerungsrate von 3,8 Prozent zurück. Verkäuferinnen hätten weniger im Portemonnaie als bisher. Darüber hinaus wird es den außergewöhnlichen Belastungen der Beschäftigten nicht im Geringsten gerecht. Und das bei enormen Umsatzzuwächsen im Einzelhandel. Die Arbeitgeber müssen bei der nächsten Verhandlung am 16. September endlich ihre soziale Verantwortung wahrnehmen. Die Verkäuferinnen haben sich eine Reallohnerhöhung nicht nur mehr als verdient, sie haben sie auch nötig“, sagt Conny Weißbach, Verhandlungsführerin und Fachbereichsleiterin Handel Berlin-Brandenburg.
Der Lebensmitteleinzelhandel profitiert neben der historischen Umsatzsteigerung von 8 Prozent im vergangenen Jahr, aktuell von den Preissteigerungen in den Supermärkten.
Der Arbeitgeberverband des Einzelhandels hatte in der letzten Verhandlung für Berlin und Brandenburg folgendes Angebot unterbreitet: Nur Unternehmen, die nicht von staatlicher Schließung betroffen waren, würden in diesem Jahr nach zwei Leermonaten eine Erhöhung von 2 Prozent sowie eine Einmalzahlung von 300 Euro zahlen. Ab Juli 2022 würden dann weitere 1,4 Prozent folgen und weitere 2 Prozent im Juli 2023. Unternehmen, die von Schließung betroffen waren, hätten demnach die Möglichkeit die Erhöhungen ins jeweilige Folgejahr zu verschieben. Damit gäbe es in diesem Jahr gar keine Erhöhung. Insgesamt soll der Tarifvertrag eine Laufzeit von 36 Monaten haben.
ver.di hatte angeboten, Beschäftigten die Wahlmöglichkeit einzuräumen, die Gehaltserhöhung in freie Tage umzuwidmen. Unterdessen fanden in NRW Verhandlungen statt, in denen die Arbeitgeber den Vorschlag zwar aufgriffen, die alleinige Entscheidungshoheit aber den Unternehmen zuschlugen. Damit provozieren sie eine Verschärfung des Konflikts.
ver.di fordert für die diesjährige Tarifrunde des Einzelhandels in Berlin und Brandenburg eine Erhöhung der Löhne und Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 4,5 Prozent plus 45 Euro pro Monat. Außerdem setzt sich die Gewerkschaft für ein rentenfestes Mindestentgelt von 12,50 Euro pro Stunde ein. Zudem will ver.di erreichen, dass die Tarifverträge des Einzelhandels für allgemeinverbindlich erklärt werden und sie für alle Beschäftigten der Branche gelten. Die Tarifverträge sollen eine Laufzeit von 9 Monaten haben. Der nächste Verhandlungstermin folgt am 16. September 2021.