Sammlungsgebäude mit Schaudepot 

In Anwesenheit der Ministerin Dr. Manja Schüle, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur im Land Brandenburg, Herrn Dr. Robert Peters, Referatsleiter Kultureinrichtungen in Ostdeutschland bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Herrn Bürgermeister Burkard Exner, Landeshauptstadt Potsdam und Frau Carolin Hilker-Möll, Geschäftsführerin des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder, ist heute das Schaudepot im Sammlungsgebäude des Filmmuseums Potsdam in der Medienstadt Babelsberg feierlich eröffnet worden.

Rund 750 Objekte und 400 Schriften der Filmgeschichte werden dort ausgestellt. Das Filmmuseum Potsdam sammelt zahlreiche Objekte zur Filmgeschichte und macht sie öffentlich zugänglich. Sie stehen für Forschung, Lehre und Vermittlung sowie für Ausstellungen zur Verfügung.

Das Kulturministerium des Landes Brandenburg und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) haben die Einrichtung des Schaudepots mit jeweils 425.000 Euro unterstützt.

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstaatsministerin Claudia Roth: 

Mit dem Schaudepot ermöglicht das Filmmuseum Potsdam in Babelsberg seinem nationalen und internationalen Publikum künftig ganz neue Einblicke hinter die Kulissen des deutschen Kinos von seinen Anfängen bis zur Gegenwart. Dieser einmalige Fundus an Requisiten, Kostümen und technischen Geräten zeugt insbesondere auch von der großen Vielfalt filmischer Ausdrucksformen in der deutschen Filmkultur. Filmbegeisterte, Studierende und Experten der Filmkunst werden beim Durchstöbern des Depots voll auf ihre Kosten kommen. Der Bund hat die Errichtung des Schaudepots daher gern mit Mitteln aus dem Förderprogramm ‚Investitionen in national bedeutsame Kultureinrichtungen‘ unterstützt.

Dr. Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg: 

Von der 70mm-Filmkamera bis zum Modell der Thronrettungsmaschine: Wer das heute eröffnete Schaudepot des Filmmuseums Potsdam in der Medienstadt Babelsberg besucht, sieht nicht nur außergewöhnliche Objekte aus 113 Jahren deutscher Filmgeschichte, sondern erhält faszinierende und hochspannende Einblicke in die umfangreiche Sammlungsarbeit des Filmmuseums mit mehr als einer Million Objekten. In den Sammlungen laufen die Fäden zusammen, wenn es darum geht, Nachlässe und filmbezogene Materialien für die Wissenschaft und künftige Generationen als kulturgeschichtliche Zeugnisse zu sammeln, zu erforschen und zu vermitteln. Ich bin mir sicher: Mit dem Schaudepot erhöhen wir die Attraktivität des Film- und Medienstandortes Babelsberg noch einmal mehr. Viel Freude beim Entdecken der Filmschätze!

Im Jahr 2022 konnte das neue Sammlungsgebäude in der Medienstadt Babelsberg gegenüber der Filmuniversität Babelsberg bezogen werden.

Prof. Dr. Susanne Stürmer, Präsidentin Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF

Mit der Eröffnung des Schausdepots des Filmmuseums Potsdam machen Filmmuseum und Filmuniversität einen weiteren gemeinsamen Schritt nach vorne: Filmmuseum, Filmvermittlung, Filmschaffen, Filmausbildung, Filmarchiv, Filmforschung, Filmbibliothek… Wo sonst findet man all dies an einem Ort und in so enger produktiver Verbindung? Die Filmuniversität unterstreicht einmal mehr ihre Rolle als forschende Filmhochschule mit internationaler Strahlkraft. Ein großes Kompliment an die Kolleg*innen des Filmmuseums, die diesen heutigen Meilenstein geschafft und geschaffen haben.

Dr. Michael Fürst, Direktor Filmmuseum Potsdam:

Heute eröffnen wir mit dem Schaudepot das neue Sammlungsgebäude des Filmmuseums Potsdam inmitten der Medienstadt Babelsberg. Zahlreiche Objekte aus der Sammlung, die wir hier der Öffentlichkeit präsentieren, haben einen direkten Bezug zum Standort, wo seit 113 Jahren Film- und Mediengeschichte geschrieben wird. Die direkte Nähe zu den anderen Institutionen wie beispielsweise zur Filmuniversität, dem Studio Babelsberg, dem RBB oder dem Deutschen Rundfunkarchiv sehen wir als große Chance für zukünftige Entwicklungen. Mit dem Filmpark planen wir zurzeit eine Kooperation. Das Schaudepot bereichert die Brandenburgische Kulturlandschaft um einen weiteren Ort, an dem das in der Unesco Creative City of Film Potsdam so wichtige Filmerbe in noch größerem Umfang erfahrbar gemacht werden kann. All das wird zur Stärkung des Standorts beitragen.

Wenige Objekte sind permanent in den Ausstellungen am Museumsstandort im innerstädtischen Marstallgebäude zu sehen. Die größere Zahl befindet sich sicher verwahrt und verpackt im Sammlungsgebäude in der Medienstadt Babelsberg – direkt zwischen den Filmstudios und der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF gelegen.

Die über eine Million Objekte umfassenden Bestände des Filmmuseums Potsdam dokumentieren Produktion, Auswertung und Rezeption von Filmen. Dazu gehören Drehbücher, Szenenbild- und Kostümentwürfe, Produktionsunterlagen, Fotos und gegenständliche Zeugnisse wie Modelle, Requisiten, Kostüme, Filmpreise und Auszeichnungen. Die Kinoauswertung belegen u. a. Plakate, Filmprogramme und Presseausschnitte. Besonderen Raum nehmen Vor- und Nachlässe von rund 250 Filmschaffenden und geschlossene Sammlungen – unter anderem zur Entwicklung des Studiogeländes in Babelsberg und zur Kinokultur – ein. Zeitzeugengespräche sowie ein Film-, Video- und DVD-Archiv stehen für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung. Die bedeutende Sammlung kinematographischer Geräte wird durch schriftliche Unterlagen zu mehr als 700 Firmen sowie eine Patente-Sammlung vervollständigt. Das Filmmuseum unterhält eigene Restaurierungswerkstätten, in denen die konservatorische Betreuung der Bestände erfolgt.
Das Filmmuseum Potsdam und die Filmuniversität Babelsberg sind assoziiertes Mitglied der Fédération Internationale des Archives du Film (FIAF).

Das Schaudepot entdecken

Im Schaudepot des Sammlungsgebäudes zeigt das Filmmuseum Potsdam nun eine Auswahl aus den unterschiedlichen Sammlungsbereiche:

Filmtechnik

Von der Herstellung bis zur Vorführung eines Films sind viele Geräte notwendig.

Beim Dreh werden Kameras, Scheinwerfer und Tonrekorder eingesetzt. Die Bearbeitung erfolgt am Schnittplatz und im Kopierwerk. Projektoren führen den fertigen Film vor. Die technische Sammlung bildet diese Schritte ab. Schwerpunkt ist der analoge Film mit all seinen Formaten, von 8mm für das Wohnzimmer bis 70mm im großen Kino.

Der Grundstock der Sammlung kommt im Jahr 1981 aus dem Staatlichen Filmarchiv der DDR. Nach 1990 folgen Objekte aus ehemaligen Filmbetrieben der DDR (DEFA) und von Privatpersonen. Darunter ist „Das kleine Tonfilmmuseum“ des früheren Leiters der DEFA-Tontechnik Ulrich Illing.

Acht Themenstationen zeigen technologische Entwicklungen und die Arbeit in der Sammlung.

Sammlung Werner Nekes

Der Filmemacher und Sammler Werner Nekes (1944-2017) interessierte sich für Erfindungen, die mit optischen Tricks und Effekten überraschen. Zu diesen Illusionsmedien zählte er auch den Film. Rund 25.000 Objekte trug Nekes in fast fünfzig Jahren zusammen. Sie spielen mit Wahrnehmung, Licht und Perspektive, erweitern Bildräume, erzeugen sogar bewegte Bilder, bevor der Film erfunden ist. Sie dienen Wissenschaft, Bildung und Unterhaltung.

Im Jahr 2020 wurde die Privatsammlung durch die Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln, das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt und das Filmmuseum Potsdam mit öffentlichen Fördergeldern erworben. So konnte die wertvolle Kollektion in Deutschland erhalten bleiben.

Die Sammlung des Filmmuseum Potsdam umfasst mit diesen Beständen auch Objekte aus der Zeit vor der Erfindung des Films im Jahr 1895, einige davon sind nun öffentlich im Schaudepot zugänglich. Diese ermöglichen neue Ansätze in der Vermittlungsarbeit.

Szenenbild, Modelle, Requisiten

Für den Stil eines Films ist das Szenenbild von großer Bedeutung. Szenenbildner*innen entwerfen Spielräume, in denen Schauspieler*innen agieren und die Handlung sich entfaltet. In enger Absprache mit Regie und Kamera entscheiden sie über den Bau der Dekorationen im Atelier, auf dem Studiogelände oder an Außenschauplätzen. Sie stimmen den Einsatz von Tricktechnik und visuellen Effekten ab.

In den Sammlungen wird bewahrt, was von diesen Bilderwelten überliefert ist. Dazu gehören Motivfotos, analoge und digitale Entwürfe, Bau- und Einrichtungspläne, Storyboards, Set- und Trickmodelle sowie Requisiten.

Die ausgewählten Objekte geben Einblick in diese künstlerische Arbeit. Zugleich wird der Umgang mit den Objekten und die fachgerechte Aufbewahrung aufgezeigt – ob Stahlregal, Grafikschrank, gebaute Objekthülle oder Gitterwand.

Einige Objektzahlen im Schaudepot:

377 Technik-Objekte

ca. 400 Technik-Schriften

95 Nekes-Objekte

ca. 125 3D-Objekte

drei optische Drehbücher im Monitor

2 x verschiedene digitale Entwürfe im Monitor

drei Kostümteile

ca. 145 Szenenbild-Entwürfe nach Künstlern auf Papier oder als Collagen

Neben der Präsentation der Objekte selbst bietet das Schaudepot einen Blick hinter die Kulissen der Sammlungsarbeit:

Wie kommt ein Objekt in die Sammlung? Wie werden Objekte erfasst und aufbewahrt? Wer arbeitet mit einer Sammlung? Wer entscheidet, welches Wissen bewahrt wird? Welchen Einfluss hat die zunehmende Digitalisierung?
Fragen wie diese werden im Schaudepot reflektiert und verhandelt. Sie regen zur Auseinandersetzung mit dem Filmerbe und der Rolle des öffentlichen Kulturerbes an. Mit Veranstaltungen und Projekten lädt das Filmmuseum im Schaudepot die Besucher*innen dazu ein, sich aktiv zu beteiligen.

Insgesamt werden im Schaudepot etwa 750 Objekte und 400 Schriften gezeigt. Dazu kommen ca. 50 Szenenbild-Repliken und vier Hands-on-Stationen aus den Bereichen Werner Nekes und Filmtechnik zum selbständigen Gebrauch für die Besucher*innen des Schaudepots.

Künftige Öffnungszeiten / Eintrittspreise

Buchbare einstündige Zeitfenster für Individualbesuch innerhalb der Zeiten montags und mittwochs 10:00-12:00 Uhr und donnerstags 15:00-17:00 Uhr. Spezialführungen werden einmal im Monat an einem Dienstagnachmittag angeboten. Gruppenanmeldungen auf Anfrage. Außerdem finden verschiedene Vermittlungsangebote statt.

Eintrittskarten (regulär 6,00 Euro / 4,00 Euro erm.) sind über eventbrite zu buchen.

Die Errichtung des Schaudepots wurde ermöglicht dank der Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur im Land Brandenburg, dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie im Land Brandenburg, der Landeshauptstadt Potsdam im Rahmen der Kampagne UNESCO CREATIVE CITY OF FILM, sowie dem Freundeskreis der Kulturstiftung der Länder.