Aufgrund der inzwischen vielerorts auch in Brandenburg dramatischen Situation durch die Corona-Pandemie sollen die Impfangebote im Land flächendeckend deutlich ausgebaut werden. Wöchentlich sollen 160.000 Impfungen und damit insgesamt bis zu einer Million Impfungen bis Ende des Jahres durchgeführt werden. Auf dieses gemeinsame Ziel verständigten sich heute Nachmittag bei einem virtuellen Impfgipfel auf Einladung von Ministerpräsident Dietmar Woidke die Landesregierung, die Landkreise und kreisfreien Städte, die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB), der Hausärzteverband Brandenburg, die Landesärztekammer, die Landeskrankenhausgesellschaft, der Landkreistag sowie der Städte- und Gemeindebund. Alle Brandenburgerinnen und Brandenburger, die ihren vollen Impfschutz vor circa sechs Monaten abgeschlossen haben, sollen schnellstmöglich ein Angebot für ihre Auffrischungsimpfung („Booster“) erhalten. Gleichzeitig sollen Ungeimpfte Angebote für Erst- und Zweitimpfungen erhalten. Diese Punkte wurden in einer gemeinsamen Erklärung festgehalten (Anlage).

Die 7-Tage-Inzidenz der Corona-Infektionen liegt heute bei 507,1. Vor einer Woche (12. November) waren es noch 323,8. Der Anteil der an COVID-19 Erkrankten an betreibbaren ITS-Betten (Intensivmedizin) stieg innerhalb einer Woche von 7,9 Prozent auf heute 12,1 Prozent. Die Impfquote vollständig Geimpfter liegt bei 61,5 Prozent, die Quote der Auffrischungen bei 4,5 Prozent.

Ministerpräsident Dietmar Woidke: „Diese Zahlen machen klar, dass die Lage in einigen Regionen dramatisch ist. Die Kliniken sind bereits erheblich belastet. Es geht jetzt darum, konsequent mit vereinten Kräften geschlossen zu handeln. Das war beim heutigen Impfgipfel die klare gemeinsame Position, wofür ich dankbar bin. Die Impfbereitschaft steigt – sowohl bei der Erstimpfung und vor allem beim so genannten Boostern. Das ist gut. Sehr schnell müssen deshalb alle Beteiligten die Impfangebote im gesamten Land hochfahren. Mit unserer heutigen gemeinsamen Vereinbarung stellen sich alle dieser Aufgabe.“

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher: „Die Impfbereitschaft in der Bevölkerung steigt deutlich. Das ist eine sehr gute Nachricht. Wir müssen jetzt gemeinsam schnellstmöglich eine sehr hohe Impfquote erreichen, um die vierte Welle bremsen und besonders gefährdete Personengruppen in dieser ernsten Zeit schützen zu können. Das ist für alle ein enormer Kraftakt. Ich danke ganz besonders allen Ärztinnen und Ärzten und medizinischen Fachangestellten, die das Impfen flächendeckend an vielen Orten und auch am Wochenende ermöglichen. Sie alle sind wie die Pflegekräfte enorm belastet und gefordert. Zur Versorgung der vielen Covid-Kranken kommt jetzt auch noch die Herkulesaufgabe des verstärkten Impfens hinzu.“

Innenminister Michael Stübgen: "Impfen rettet Leben: Deshalb danke ich allen Brandenburgerinnen und Brandenburgern, die sich haben impfen lassen oder die das jetzt vorhaben. Wir stehen aber vor einem sehr schwierigen Winter, der die schlimmsten Befürchtungen übertreffen könnte. Deshalb müssen alle Verantwortlichen gemeinsam dafür Sorge tragen, dass alle Menschen in unserem Land eine Impfung oder einen Booster bekommen können – das gelingt vor allem mit möglichst vielen niedrigschwelligen Impfangeboten im ganzen Land. Es bleibt dabei: Nur die Impfung führt uns aus der Pandemie. Wer sich impfen lässt, schützt sich selbst, er schützt aber auch seine Familie, seine Freunde, seine Mitmenschen. Das ist genau die gelebte Nächstenliebe, von der ja gerade in der Advents- und Weihnachtszeit immer wieder gerne die Rede ist. Wir müssen alles tun, um die vierte Welle zu brechen, ansonsten stehen Brandenburg dramatische Wochen und Monate bevor."

MUDr./ČS Peter Noack, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB): „Angesichts der dramatisch steigenden Inzidenzen kommt uns Vertragsärztinnen und -ärzten eine bedeutende Rolle in der Impfkampagne zu. In dieser Wochen gibt es rund 60.000 Impfungen in unseren Praxen. Gleichzeitig behandeln die Kolleginnen und Kollegen 9 von 10 Corona-Patienten und kümmern sich um die weitere Regelversorgung. Um die heute auf dem Impfgipfel vereinbarten Ziele zu erreichen, werden wir die Impfzahlen steigern. Gleichzeitig müssen auch alle anderen Partner zu ihrer Verantwortung stehen und ihre Impfaktionen intensivieren. Dann können wir gemeinsam allen Brandenburgerinnen und Brandenburgern in den kommenden Wochen, nicht jedoch allen gleichzeitig, ein Impfangebot unterbreiten.

Landrat Wolfgang Blasig, Vorsitzender des Landkreistages Brandenburg: "Die vierte Welle der Corona-Pandemie trifft uns mit voller Wucht. Ein wichtiges Instrument, um dem zu begegnen, ist die Intensivierung des Impfgeschehens. Hierzu zählen die Erst- und Zweitimpfung und auch die Auffrischungsimpfung. Wir haben in dem heutigen Gipfelgespräch die hierzu notwendigen Maßnahmen verabredet. Die Landkreise haben sich bislang schon intensiv in das Impfgeschehen eingebracht; so etwa mit der Übernahme der Impfzentren im Sommer dieses Jahres und im Weiteren mit vielfältigen niederschwelligen Impfangeboten. Zu nennen sind beispielsweise die Impfbusse und die Mobilen Impfteams. Dieses Angebot wollen wir jetzt mit weiteren Impfstellen in jedem Landkreis noch weiter ausbauen. Für alle Beteiligten ist dies eine große Kraftanstrengung, der wir uns jedoch stellen werden."

Dr. Karin Harre, Vorsitzende des Hausärzteverbandes Brandenburg: "Die Hausarztpraxen werden sich weiterhin mit vollem Einsatz an den Auffrisch-Impfungen beteiligen. Wir freuen uns auch über alle, die sich nun erstmalig impfen lassen möchten".

Dip.-Med. Frank-Ullrich Schulz, Präsident der Landesärztekammer: "Der Impfgipfel war von einer konstruktiven und nach vorne gerichteten Gesprächsatmosphäre geprägt. Die brandenburgischen Ärztinnen und Ärzte werden mit Unterstützung der Landesärztekammer ihren wesentlichen Teil dazu beitragen, die angestrebten Impfziele zum Nutzen der Menschen in unserem Land zu erreichen."

Dr. Detlef Troppens, Vorstandsvorsitzender der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg e.V.: "Die Krankenhäuser in Brandenburg werden im Rahmen ihrer Möglichkeiten und unter Berücksichtigung der jeweils vorliegenden örtlichen Voraussetzungen die Impfkampagne des Landes weiterhin ergänzend unterstützen. Im Vordergrund steht aber immer die Sicherstellung der Krankenhausversorgung der Bevölkerung vor dem Hintergrund der knappen personellen Ressourcen."

Vereinbart wurde auf dem Brandenburger Impfgipfel:

  • Die tragende Rolle für die Impfungen haben weiterhin die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Sie haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie wöchentlich bis zu 100.000 Impfungen wohnortnah verabreichen können. Seit Monaten finden bereits die mit Abstand meisten Corona-Schutzimpfungen in den Arztpraxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten statt.
  • In Ergänzung sollen etwa 100 niedrigschwellige Impfstellen unter Koordinierung der Landkreise und kreisfreien Städte und in Abstimmung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg und der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg sowie unter Einbeziehung der Krankenhäuser, Medizinischer Versorgungszentren, Rehabilitationskliniken, der Hilfsorganisationen und anderer Partner geschaffen werden. Davon sind mindestens drei Impfstellen in jedem Landkreis bzw. in jeder kreisfreien Stadt vorzuhalten, um eine flächendeckende Verteilung sicherzustellen. Diese niedrigschwelligen Impfstellen sollen die Arztpraxen entlasten und bis zu 50.000 weitere Impfungen pro Woche schaffen.
  • Zusätzlich werden zunächst vier überregionale Impfstellen in den kreisfreien Städten Potsdam und Cottbus sowie in den Landkreisen Barnim und Dahme-Spreewald eingerichtet, um bis zu 10.000 weitere Impfungen pro Woche abzusichern.
  • Es werden auch iederschwellige Impfangebote ohne vorherige Terminvergabe geschaffen. Auf der Webseite www.brandenburg-impft.de wird die Übersicht für sämtliche aktuelle Impfangebote ausgebaut werden.
  • Allen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Alten- und Pflegeheimen ist grundsätzlich bis Ende November eine Auffrischungsimpfung anzubieten.
  • Das Land wird alle Brandenburgerinnen und Brandenburger über 60 Jahre anschreiben und gezielt über die Auffrischungsimpfung informieren. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte gehen weiterhin auf ihre Patientinnen und Patienten zu und klären aktiv über die Corona-Schutzimpfung auf.
  • Das Kompetenzzentrum für Sicherheit und Gesundheit des Landes Brandenburg koordiniert Auffrischungsimpfungen für Lehrkräfte. Die Polizistinnen und Polizisten erhalten über den Polizeiärztlichen Dienst ein Impfangebot.