Potsdam - Flagge gegen Gewalt an Frauen vor dem Rathaus gehisst Neuer Flyer informiert über Hilfsangebote bei häuslicher Gewalt in Potsdam Anlässlich des heutigen Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen hat die Referentin für Gleichstellung der Landeshauptstadt Potsdam, Sandra König, gemeinsam mit dem Arbeitskreis Opferschutz einen neuen Flyer zum Thema häusliche Gewalt vorgestellt. Zuvor hatte sie gemeinsam mit der Leiterin des Autonomen Frauenzentrum Potsdam e.V., Heiderose Gerber, sowie Mitgliedern des Arbeitskreises Opferschutz und engagierten Potsdamerinnen und Potsdamern die Fahne der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes vor dem Rathaus gehisst, als Teil einer weltweiten Aktion unter dem Titel „frei leben – ohne Gewalt“. Der Aktionstag am 25. November erinnert daran, dass Frauen immer noch viel zu oft Opfer von häuslicher Gewalt werden. Auch in Deutschland stellt Gewalt gegen Frauen, insbesondere auch häusliche Gewalt, keineswegs nur ein Randphänomen bestimmter sozialer Milieus dar. „Die Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen bleibt weiterhin eine unverzichtbare politische Daueraufgabe. Wir dürfen der Gewalt an Frauen keine Chance geben“, sagt Sandra König. Der neu erstellte Flyer greift die unterschiedlichen Formen häuslicher Gewalt auf und zeigt, wo sich Betroffene Hilfe holen können. „Neben der deutschen Sprache soll der Flyer in weitere Sprachen wie Englisch und Arabisch übersetzt werden, um so vor allem auch für Flüchtlingsfrauen zugänglich zu sein“, so die Referentin für Gleichstellung. Er ist auf der Homepage der Landeshauptstadt Potsdam zu finden unter: https://www.potsdam.de/content/internationaler-tag-gegen-gewalt-frauen und kann im Büro für Chancengleichheit und Vielfalt unter gleichstellung@rathaus.potsdam.de angefragt werden. Dem Arbeitskreis Opferschutz, der neben der Referentin für Gleichstellung aus Cathrin Lebedeff von der Polizei in Potsdam und Elke Lachmann von der Bundespolizeiinspektion Berlin, Rosmarie Priet von der Opferhilfe Land Brandenburg e.V., Heike Kottwitz von der Potsdamer Zufluchtswohnung, Lili Schipurow vom Potsdamer Frauenhaus sowie Willi Wierscheim und Gert Korndörfer vom Weißen Ring e.V. besteht, war es ein wichtiges Anliegen, die Hilfsangebote in Potsdam für möglichst viele Menschen sichtbar zu machen. „Die Beratungsstellen in Potsdam helfen den Gewaltopfern, wenn sie über das Geschehene, Probleme und Ängste reden wollen. Sie beraten kostenlos und anonym zu medizinischen und juristischen Fragen und vermitteln – wenn notwendig – auch Kontakt zu Ärztinnen, Anwältinnen und Therapeutinnen“, so König. Jede dritte Frau in Deutschland erlebt im Laufe ihres Lebens körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch einen Beziehungspartner. Dies geht aus einer Studie zu Gewalt gegen Frauen von der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte aus dem Jahr 2014 hervor. Dass auch Frauen in Potsdam auf die Unterstützung der Beratungsstellen angewiesen sind, belegen aktuelle Zahlen: Allein im Jahr 2014 fanden 43 Frauen und 36 Kinder im Frauenhaus Potsdam eine Zuflucht, worunter sich 49 Prozent der Frauen mit einem Migrationshintergrund befanden. 28 Prozent der Frauen kamen aus Potsdam und 16 Prozent aus Potsdam Mittelmark. Alle der im Frauenhaus untergebrachten Frauen waren von psychischer Gewalt betroffen, 33 Prozent von ihnen von schwerer psychischer Gewalt, unter anderem durch realistische Morddrohungen. 77 Prozent der Frauen erlebten physische Gewalt, davon 14 Prozent schwere körperliche Gewalt. 26 Prozent der Frauen berichteten auch über sexuelle Gewalt. Frauen mit mehrfachen Gewalterfahrungen nehmen auch die Hilfeleistung der Potsdamer Frauenberatungsstelle in Anspruch: So ließen sich 2014 insgesamt 158 Frauen in 1048 Gesprächen beraten. 57 Prozent der Gespräche hatten häusliche Gewalt zum Thema. In der Opferhilfe Land Brandenburg e.V. wurden im Jahr 2014 insgesamt 205 Ratsuchende betreut (2013 waren es 167). Darunter befanden sich 166 Neuangemeldete, vorrangig Mädchen und Frauen (76 Prozent). 34 Fälle betrafen häusliche Gewalt, 36 Fälle Stalking. In 113 Fällen stammt der Täter aus dem sozialen Umfeld des Opfers. „Dort, wo sich Frauen eigentlich sicher fühlen sollten, widerfährt ihnen Gewalt. Gerade deshalb ist so wichtig, den Frauen dabei zu helfen, sich selbst zu helfen“, sagt Rosmarie Priet von der Opferhilfe Land Brandenburg e.V. Die Polizeiinspektion Potsdam zählte im Jahr 2014 insgesamt 256 Fälle von häuslicher Gewalt (69 mehr als im Jahr 2013). „Meiner Einschätzung nach haben mehr Frauen den Mut gefunden, die Polizei anzurufen und sich Hilfe zu holen“, so die Opferschutzbeauftragte Cathrin Lebedeff. Die Polizei vermerkte 32 Wohnungsverweisungen, bei 29 von ihnen wurden zehn Tage ausgesprochen. Zudem gab es neun Anzeigen von Vergewaltigungen, neun Anzeigen wegen Nachstellung und elf Anzeigen wegen Misshandlung von Kindern.

Daten und Zahlen

++ Polizeiinspektion Potsdam (2014) ++
-    256 Fälle von häuslicher Gewalt
-    32 Wohnungsverweisungen. Bei 29 Wohnungsverweisungen wurden zehn
Tage ausgesprochen. Somit hatten die Frauen auch ausreichend Zeit, sich
an das Gericht zu wenden.
-    9 Anzeigen wegen Vergewaltigung
-    9 Anzeigen wegen Nachstellung (8 Frauen und 1 Mann sind Opfer)
-    11 Anzeigen wegen Misshandlung von Kindern (6 Jungen, 5 Mädchen)

++ Opferberatung und Traumaambulanz Potsdam (2014) ++
-    205 insgesamt betreute Ratsuchende
-    166 Neuangemeldete im Jahr 2014
o    davon 126 (76%) Mädchen und Frauen
o    darunter sind es 8 Flüchtlinge
-    Deliktarten bei den neu angemeldeten Ratsuchenden
o    59% Sexualstraftaten
o    36% gegen die persönliche Freiheit
o    35% Körperverletzung
o    13% gegen das Leben
o    3% Einbruch
o    2% Raub
o    18% Sonstige

Frauenhaus Potsdam (2014)
-    2014 fanden 43 Frauen und 36 Kinder im Frauenhaus Potsdam eine
Zuflucht 
-    28 % der Frauen kamen aus Potsdam und 16 % aus Potsdam Mittelmark
-    47 % der Frauen kamen aus anderen Bundesländern, davon 33 % aus
Berlin
-    49% der Frauen hatten einen Migrationshintergrund
-    100% der Frauen waren von psychischer Gewalt betroffen,
o    davon 33% von schwerer psychischer Gewalt, u.a. durch realistische
Morddrohungen.
-    77% der Frauen erlebten physische Gewalt,
o    davon 14% schwere körperliche Gewalt
- 26 % berichten über sexuelle Gewalt

Frauenberatungsstelle Potsdam (2015)
- Bis Ende Oktober 2015 wurden bereits 158 Frauen und 62
unterstützender Personen in 1048 Gesprächen und 324 E-Mails beraten.

Foto: Die Referentin für Gleichstellung der Landeshauptstadt Potsdam,
Sandra König (r.), hisst gemeinsam mit Mitgliedern des Arbeitskreises
Opferschutz die Flagge "Frei Leben - ohne Gewalt" vor dem Potsdamer
Rathaus.

PM-Landeshauptstadt Potsdam