Silvesterbilanz der Berliner Feuerwehr - 1.717 Einsätze hat die Berliner Feuerwehr zum Jahreswechsel 2022/2023 bewältigt. Das sind 691 mehr als in der Silvesternacht 2021/2022.

„Ausnahmezustand Silvester“ planmäßig ausgerufen

Um 19:55 Uhr wurde planmäßig der sogenannte „Ausnahmezustand Silvester“ ausgerufen. Das bedeutet, dass zusätzliche Führungsdienste eingesetzt und die Personalstärke auf den Wachen sowie den Organisationseinheiten und der Leitstelle erhöht wurden. Zusätzlich wurde der Stab Feuerwehr einberufen, um kontinuierlich die Lage in der Stadt zu beurteilen. Weiterhin wurden unsere Freiwilligen Feuerwehren, die Hilfsorganisationen, Rettungsdienstpersonal der Bundeswehr und die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk einbezogen und unterstützten die Kräfte der Berufsfeuerwehr in der arbeitsreichsten Nacht des Jahres. Das Einsatzgeschehen nahm in den frühen Morgenstunden deutlich ab.


Einsatzzahlen

An üblichen Tagen im Jahr bewältigt die Berliner Feuerwehr in 24 Stunden durchschnittlich 1.400 Einsätze. In der diesjährigen Silvesternacht wurden allein zwischen 19 und 6 Uhr 1.717 Einsätze im Stadtgebiet von Berlin bewältigt. Darunter waren neben 749 Bränden und 825 Rettungsdiensteinsätzen auch 53 technische Hilfeleistungen.

In der Silvesternacht 2021/2022 waren es im selben Zeitraum insgesamt 1.026 Einsätze,
darunter 219 Brände und 755 Rettungsdiensteinsätze. ·Im Stadtgebiet wurden nach
jetzigem Kenntnisstand 22 Personen durch Pyrotechnik verletzt und behandelt
 

Jahreswechsel    Einsätze zwischen 19 und 6 Uhr    davon Brände    davon Rettungsdienst
2019/2020                                   1.523                           617                   806
2020/2021                                      862                           211                   556
2021/2022                                    1.026                          219                   755
2022/2023                                    1.717                          749                   824

Personalstärke

Die Berliner Feuerwehr war auch bei diesem Jahreswechsel wieder gut vorbereitet in die Silvesternacht gegangen. Im Vergleich zum Regelbetrieb wurde die Personalstärke wieder nahezu verdreifacht. Für gewöhnlich sind in der Nacht 531 Kräfte der Berufsfeuerwehr im Dienst.

In der Silvesternacht waren es insgesamt im Einsatz:
-    716 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr; hiervon 70 Mitarbeitende in der Leitstelle. Im Regelbetrieb sind es 24.
-    530 ehrenamtliche Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren im Dienst

Außerdem wurden:
-    100 Kräfte der Hilfsorganisationen und der Bundeswehr (Rettungsdienst)
-    und 34 Kräfte der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk unterstützend tätig.

Insgesamt waren damit 1.471 Einsatzkräfte mit 395 Fahrzeugen im Dienst.
    

Übergriffe auf Einsatzkräfte

Bedauerlicherweise kam es erneut zu Angriffen auf Einsatzkräfte und Fahrzeuge. Insgesamt wurden 38 Übergriffe über das interne Meldesystem dokumentiert. Es wurden 15 Einsatzkräfte verletzt, eine Einsatzkraft musste stationär in ein Krankenhaus ausgenommen werden.

Landesbranddirektor Dr. Homrighausen zu den Übergriffen: „Wieder wurden in der Silvesternacht Einsatzkräfte angegriffen. Dieses Verhalten ist durch nichts zu rechtfertigen und ich kann es nur auf das Schärfste verurteilen. Wer Menschen in Not zu Hilfe eilt und dann angegriffen wird, muss geschützt werden. Wir werden daher auch dieses Jahr jeden Vorfall zur Anzeige bringen.“


Besondere Einsätze

31.12.22, 20:53 Uhr: Brand 4. + MANV, Urbanstraße, Kreuzberg
Am Silvesterabend um 20:53 Uhr erfolgte die Alarmierung eines LHF und einer Drehleiter in die Urbanstraße zu einem Kleinbrand. Vor Ort stellte sich die Lage jedoch als Kellerbrand in einem fünfgeschossigen Wohngebäude mit massiver Verrauchung des Treppenraumes sowie Rauch in mehreren Wohneinheiten heraus. Nach Erhöhung auf Brand 4 kamen 61 Kräfte der Berliner Feuerwehr zum Einsatz. Der Brand konnte unter Einsatz von 12 PA gelöscht werden. Vier Verletzte Personen wurden medizinisch gesichtet, wovon drei in ein Krankenhaus transportiert wurden.

31.12.2022 - 21:24 Uhr; BRAND 4. + NOTF, Lahnstraße, 12055 Neukölln
Um 21:24 Uhr alarmierte die Leitstelle zu einem Brand in einem 4-geschossigen Wohngebäude. Bei Eintreffen der ersten Kräfte stand eine Wohnung im 2.OG in Vollbrand, sodass das Alarmstichwort erhöht wurde.
Die Brandbekämpfung wurde unter Vornahme eines C-Rohres sowie 6 PA durchgeführt.
Eine Person wurde durch den Rettungsdienst in ein Krankenhaus transportiert.


01.01.2023 - 00:10 Uhr; BRAND 4, Michael-Bohnen-Ring 54, Neukölln
Um 00:10 Uhr alarmierte die Leitstelle initial mit dem Stichwort Brand 2 zu einem brennenden Reisebus. Bei Eintreffen der ersten Kräfte stand ein Reisebus unter einer Wohngebäudeüberbauung in Brand. Um 00:33 Uhr wurde deshalb durch den ersteintreffenden C-Dienst auf das Stichwort Brand 4 erhöht.
Die Überbauung wurde mit Feuer und Rauch beaufschlagt, ein Übergreifen konnte verhindert werden. Die Brandbekämpfung wurde durch 38 Einsatzkräfte durchgeführt.

01.01.2023 – 00:15 Uhr, Brand 4. + MANV. Kellerbrand / Groß-Ziethener-Straße, Lichtenrade
Um 00:15 Uhr wurde die Berliner Feuerwehr in die Groß-Ziethener-Straße zu dem Stichwort B2 Keller alarmiert. Es brannten 2 Verschläge im Keller eines 7-Stöckigen Wohnhauses. Aufgrund massiver Verrauchung des Gebäudes erfolgte eine Erhöhung der Alarmstufe. Der Brand konnte unter Einsatz von acht Pressluftatmern und einem C-Rohr erfolgreich bekämpft werden. Zwei Personen wurden in Krankenhäuser transportiert, fünf Personen konnten nach medizinischer Sichtung an der Einsatzstelle verbleiben. Weitere 35 Personen wurden durch die Feuerwehr in einem Bus der BVG betreut.

01.01.2023 – 00:35 Uhr, Brand 2. + NOTF 4; Wohnungsbrand / Bernshausener Ring, Wittenau
Ca. eine halbe Stunde nach dem Jahreswechsel erfolgte die Alarmierung zum Brand in einem Hochhaus. Vor Ort wurde ein Vollbrand in einer Wohnung im fünften Stock eines siebengeschossigen Hochhauses vorgefunden. Zudem benötigten vier Personen, welche sich selbst gerettet hatten, medizinische Betreuung. Von diesen wurden drei in ein Krankenhaus transportiert. Die Brandbekämpfung erfolgte mit zwei C-Rohren und unter acht Pressluftatmern, wobei ein Rohr über die Drehleiter eingesetzt wurde. Nach dreieinhalb Stunden konnte der Einsatz für die Letzten der 34 eingesetzten Kräfte beendet werden.


01.01.2023 - 01:04 Uhr; BRAND 6. + NOTF 4 [NA.] Landsberger Allee Alt-Hohenschönhausen
Um 01:04 Uhr alarmierte die Leitstelle initial mit dem Stichwort Brand 4 zu einem 20 - geschossigen Hochhauskomplex. Bei Eintreffen der ersten Kräfte standen bereits mehrere Balkone in Vollbrand. 10 Personen wurden durch den Notarzt gesichtet und 2 Personen in Kliniken transportiert. Die Wohnungen im 9. + 10. OG sind nicht mehr bewohnbar. Durch die 81 Einsatzkräfte wurde die Brandbekämpfung mittels einem B-Rohr und 2 C-Rohren sowie unter der Verwendung von 20 Pressluftatmern durchgeführt.

01.01.2023- 01:23 Uhr, NOTF NA, Mollstraße, Mitte
2 Personen stürzten durch ein Deckenlicht eines 9-geschossigen Wohngebäudes und wurden lebensgefährlich verletzt.

01.01.2022 – 3:33 Uhr, Brand 6 + Betreuung, Germersheimer Weg. Falkenhagener Feld
Es brannte ein Dachstuhl auf einer Fläche von 150 qm. 30 Personen wurden in Sicherheit gebracht und betreut.

Fazit der Berliner Feuerwehr

Die Berliner Feuerwehr war auf die einsatzreichste Nacht des Jahres personell und mit Einsatzfahrzeugen sehr gut vorbereitet. Überrascht wurden wir allerdings von der Masse und der Intensität der Angriffe auf unsere Einsatzkräfte. Meldungen wie
-    „Schreckschusspistole ins Gesicht gehalten“
-    „Augenverletzung durch Pfefferspray und stumpfe Gewalteinwirkung gegen eine Einsatzkraft“
-    „Bierkisten und Feuerlöscher auf Fahrzeuge geworfen“
-    „gezielter Beschuss mit Pyrotechnik während der Löscharbeiten“
-    „Behinderung der Einsatzmaßnamen durch Barrikaden“
-    „Plünderung von Einsatzfahrzeugen durch vermummte Personen“
-    „Starke Beschädigung mehrerer Fahrzeuge durch Pyrotechnik, sodass diese außer Dienst gehen müssen“
-    „15 verletzte Einsatzkräfte, davon eine stationär aufgenommen“

machen uns fassungslos und traurig. Aufgrund der ersten Rückmeldungen unserer Einsatzkräfte wurden bereits umfangreiche Hilfsangebote zur Einsatznachsorge unterbreitet. Weitere Verletzungen können derzeit nicht ausgeschlossen werden.