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Der Großeinsatz zum Jahreswechsel stellt für die Polizei Berlin und all jene, die für die Sicherheit und die Gesundheit der Menschen in der Hauptstadt einstehen, jährlich eine Herausforderung dar. Wie bereits in den Vorjahren hat sich die Polizei Berlin intensiv auf den Silvestereinsatz vorbereitet und war neben den aufgestockten Kräften des täglichen Dienstes mit annährend 1.300 zusätzlichen Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.

 

Insgesamt blickt die Polizei Berlin auf einen Jahreswechsel mit zwei Seiten zurück. Einerseits zeigten die eingerichteten Pyrotechnikverbotszonen Wirkung. Am Alexanderplatz, im Steinmetzkiez in Schöneberg sowie in den Straßenzügen im Umfeld der Justizvollzugsanstalt Moabit wurden die behördlichen Allgemeinverfügungen eingehalten und keine besonderen Vorkommnisse festgestellt.

Andererseits waren massive Angriffe auf Einsatz- und Rettungskräfte im gesamten Stadtgebiet zu verzeichnen, die in ihrer Intensität mit den Vorjahren nicht zu vergleichen sind. Nach den bisherigen Erkenntnissen (Stand: 1. Januar 2023, 4 Uhr) wurden dabei 18 Polizeikräfte verletzt, davon ein Beamter schwer. Zudem mussten Einsatzkräfte der Polizei Berlin mehrfach die Kolleginnen und Kollegen der Berliner Feuerwehr bei ihren Maßnahmen unterstützen.

Die Polizistinnen und Polizisten nahmen nach jetzigem Stand während des gesamten Einsatzes 103 Personen, darunter 98 Männer und fünf Frauen, fest und leiteten zahlreiche Ermittlungsverfahren, überwiegend wegen Brandstiftungsdelikten, Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, Landfriedensbruchs sowie tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte ein.

An- und Versammlungen sowie Veranstaltungen
Zu einem Aufzug in Moabit unter dem Motto „Silvester zum Knast“ versammelten sich gegen 22.30 Uhr zunächst 70 Teilnehmende. Vom Startpunkt in der Straße Alt-Moabit zogen dann bis zu 270 Personen durch die Wilsnacker Straße, Turmstraße, Rathenower Straße zurück zur Straße Alt-Moabit. Den Endplatz erreichten sie gegen 23.30 Uhr und beendeten die störungsfreie Versammlung kurz nach 1 Uhr.

Auch bei der zentralen Silvesterfeierlichkeit am Brandenburger Tor in Mitte verzeichnete die Polizei Berlin keine besonderen Vorkommnisse. Rund 2.400 Gäste kamen ab etwa 18 Uhr zusammen, um bis etwa 0.45 Uhr den Jahreswechsel zu begehen.

Rund um diese Veranstaltung hielten sich ab etwa 22 Uhr bis zu 15.000 Menschen auf. Insbesondere die Straßen Unter den Linden und Straße des 17. Juni waren das Ziel der Personen, was den Verkehr zum Erliegen brachte. Kurz nach Mitternacht verließen die Menschen wieder die Bereiche.

Bei zwei weiteren – ebenfalls störungsfreien – Großveranstaltungen in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg sowie in der Zitadelle in Spandau waren etwa 10.000 bzw. rund 5.000 Personen anwesend.

Pyrotechnikverbotszonen
In den drei polizeilich erlassenen Verbotszonen am Alexanderplatz, im Steinmetzkiez in Schöneberg sowie in den Straßenzügen rund um die Justizvollzugsanstalt Moabit stellten die Einsatzkräfte keine Verstöße fest.

Ausgewählte Sachverhalte
Im gesamten Stadtgebiet kam es zu zahlreichen – überwiegend durch pyrotechnische Erzeugnisse verursachte – Brände. Dabei wurden zahlreiche Fahrzeuge, aber auch Wohnungen, Balkone und Kellerräume beschädigt.
Darüber hinaus wurden neben Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr auch Bedienstete der Verkehrsbetriebe sowie Passantinnen und Passanten und Verkehrsteilnehmende mit Pyrotechnik beschossen.

Kurz nach 20 Uhr warfen Unbekannte in der Peter-Anders-Straße in Neukölln Steine auf ein Einsatzfahrzeug der Polizei. Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt und auch keine Beschädigungen an dem Einsatzwagen festgestellt.

Gegen 20.30 Uhr schoss eine Vielzahl von Jugendlichen am Bahnhof Gesundbrunnen im gleichnamigen Ortsteil mit Pyrotechnik und Schreckschusswaffen um sich. Alarmierte Einsatzkräfte konnten die Lage beruhigen.

Rund zwei Stunden später trugen etwa 30 Personen Baustellenabsperrungen auf die Fahrbahn der Brunnenstraße in Mitte, welche von Polizistinnen und Polizisten wieder entfernt wurden.

Gegen Mitternacht brannte es im Keller eines Mehrfamilienwohnhauses in der Groß-Ziethener Straße in Lichtenrade. Ein Bewohner bemerkte Rauch und Flammen und nahm noch erfolglose Löschversuche vor. Sieben Menschen kamen mit Verdacht auf Rauchgasvergiftungen in Krankenhäuser und werden zum Teil stationär versorgt.

Etwa eine Viertelstunde nach Mitternacht wurde in der Suarezstraße in Charlottenburg ein sprengstoffartiger Gegenstand gezündet. Durch die Explosionswirkung wurden die Scheiben zweier geparkter Fahrzeuge sowie umliegender Geschäfte und Wohnungen zerstört. Menschen kamen nach bisherigen Erkenntnissen nicht zu Schaden.

Ungefähr zur gleichen Zeit stand in der Sonnenallee Ecke Michael-Bohnen-Ring in Neukölln ein Reisebus in Flammen. Einsatzkräfte der Feuerwehr löschten den Brand, der zuvor zeitweise drohte, auf ein Gebäude überzugreifen. Nach Zeugenaussagen schlugen Unbekannte die Fensterscheiben des Fahrzeugs ein und setzten den Innenraum mit Pyrotechnik in Brand. Der Bus brannte vollständig aus.

Gegen 0.20 Uhr wurden mehrere Streifenbesatzungen in der Wutzkyallee in Gropiusstadt massiv mit Pyrotechnik beschossen. Dabei erlitt ein Beamter schwere Verbrennungen am Hals und kam zur medizinischen Behandlung in eine Klinik, wo er stationär aufgenommen wurde.

Eine Familie war gegen 0.30 Uhr in der Kiefholzstraße in Plänterwald unterwegs, als aus einer größeren Personengruppe ein gezündeter Böller auf sie geworfen wurde. Während der 34-Jährige und seine ein Jahr jüngere Frau unverletzt blieben, erlitt das dreijährige Kind Verletzungen am Bein sowie am Ohr.

Ebenfalls gegen 0.30 Uhr brannte in der Knobelsdorffstraße in Charlottenburg ein geparktes Auto. Aufgrund des starkes Windes griffen die Flammen auf weitere Wagen über, so dass schließlich sechs Fahrzeuge, ein Krad und vier Fahrräder zum Teil erheblich beschädigt wurden. Einsatzkräfte der Feuerwehr löschten den Brand.

Etwa 200 Vermummte griffen gegen 0.45 Uhr Einsatzkräfte der Feuerwehr an, als diese am Kottbusser Damm Ecke Sanderstraße in Kreuzberg brennende Mülltonnen, die dort die Fahrbahn blockierten, löschen wollten. Erst mit dem Eintreffen der Polizei konnte die Lage beruhigt und mit den Löschmaßnahmen begonnen werden.

Bei einem Balkonbrand in der Manitiusstraße in Neukölln kamen gegen 0.45 Uhr fünf Menschen wegen des Verdachts auf eine Rauchgasvergiftung zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus.

Ebenfalls gegen 0.45 Uhr setzten Unbekannte auf dem Freigelände einer Wohnanlage in der Lipschitzallee in Gropiusstadt mehrere Müllcontainer in Brand. Als die Einsatzkräfte eintrafen, wurden sie aus einer Gruppe von 40 bis 50 Personen mit Pyrotechnik angegriffen, wobei auch ein Polizist verletzt wurde. Aus einsatztaktischen Gründen ließ man das Feuer kontrolliert abbrennen.

In der Sonnenallee in Neukölln zerstörten Unbekannte gegen 1 Uhr die Glasfassade eines Sonnenstudios und entkamen unerkannt.

In der Landsberger Allee in Alt-Hohenschönhausen brannte gegen 1 Uhr eine Wohnung in der neunten Etage eines 21-Geschossers. Der Brand breitete sich über die vier darüber liegenden Etagen aus. Durch herabfallende Glut geriet zudem ein Balkon im Erdgeschoss in Brand. Drei Menschen wurden verletzt und kamen in umliegende Krankenhäuser.

Andere Verkehrsteilnehmende machten einen Autofahrer gegen 1.30 Uhr in der Emser Straße in Neukölln auf Flammen aufmerksam, welche aus dem Kofferraum seines Fahrzeuges schlugen. Zuvor soll ein Feuerwerkskörper unter dem Wagen explodiert sein. Das Auto wurde stark beschädigt, der Mann blieb unverletzt.

Gegen 1.40 Uhr wurde ein Funkwagen in der Nahariyastraße in Lichtenrade mit einem geworfenen E-Roller attackiert und anschließend mit Pyrotechnik und Flaschen beworfen. Verletzt wurde dabei niemand, das Fahrzeug hingegen erheblich beschädigt. Einsatzkräfte der Feuerwehr wurden massiv angegriffen, wobei auch Eisenstangen benutzt wurden. Mit Eintreffen von Verstärkung konnte die Situation beruhigt werden.

Weil die Feuerwehr den Einsatzort nicht erreichen konnte, löschte die Besatzung eines Wasserwerfers gegen 2.15 Uhr brennende Mülltonnen in der Urban- Ecke Graefestraße in Kreuzberg, die rund 20 Personen auf die Fahrbahn geschoben hatten.

Gegen 2.50 Uhr schoben etwa 50 Personen Müllcontainer auf die Fahrbahn der Kreuzung Hutten- Ecke Rostocker Straße in Moabit und setzten diese in Brand. Polizeikräfte sicherten die Löschmaßnahmen der Feuerwehr.

Ab 3 Uhr war eine deutliche Beruhigung der Situation in der Stadt festzustellen.