Berlin/Bonn: Die vierte Tariefrunde zur Arbeitszeit wurde abgebrochen. Weitere Bundesweite Streiks bei der Deutschen Post DHL drohen.

Die Tarifverhandlungen zwischen der Vereinten 

Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Deutschen Post AG zur 

Arbeitszeit der 140.000 Tarifkräfte sind am Sonnabend (9. Mai 2015) 

in Berlin abgebrochen worden. Jetzt werde die Konzerntarifkommission 

über den Fortgang der Tarifauseinandersetzung entscheiden.

"Die 

Deutsche Post AG lehnt es ab, zu einer Einigung im Gesamtpaket zu 

kommen. Sie ist nicht bereit, die Wochenarbeitszeit bei vollem 

Lohnausgleich auf 36 Stunden zu verkürzen oder den Vertragsbruch 

zurückzunehmen. Und sie will vor allem den Beschäftigten jeglichen 

Schutz vor Fremdvergabe nehmen", sagte die stellvertretende 

ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis am 

Sonnabend in Berlin. "Mit ihrem Angebot verschärft die Post den 

Tarifkonflikt. Das werden die Beschäftigten nicht hinnehmen." Die 

Gewerkschaft kündigte für die kommende Woche bundesweite 

Streikmaßnahmen an. Wann und wo gestreikt werde, wird kurzfristig 

bekannt gegeben.

In der vierten Verhandlungsrunde am Freitag und Sonnabend in Berlin 

hatte die Deutsche Post ihre Vorstellungen zur künftigen 

Ausgestaltung der Arbeitsverhältnisse offenbart. Fazit: "Anstatt 

Schutz und Perspektive gibt es mehr Unsicherheit", sagte Kocsis. Vom 

kommenden Jahr an solle es keinen Schutz vor Fremdvergabe mehr geben.

Damit wolle die Deutsche Post ihren fortgesetzten Vertragsbruch 

legalisieren und die Voraussetzungen dafür schaffen, den Konzern 

mittelfristig in Billiggesellschaften zu zerlegen. Die 

Verhandlungskommission werde der Konzerntarifkommission deshalb 

empfehlen, das Arbeitgeberangebot rundweg abzulehnen. "Die Zeichen 

stehen jetzt auf Sturm", sagte Kocsis.

ver.di fordert eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5

auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich, um den von der Deutschen 

Post AG begangenen Bruch des Vertrages zum Schutz vor Fremdvergabe zu

kompensieren. Nachdem die Verhandlungen zur Arbeitszeit bereits seit 

Mitte März andauern, hatte die Gewerkschaft auch die in diesem 

Frühsommer anstehende Entgeltrunde in die laufenden Verhandlungen 

eingebracht. ver.di fordert für die Tarifkräfte und Auszubildenden 

des Unternehmens 5,5 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf 

Monaten. Der entsprechende Entgelttarifvertrag ist zum 31. Mai 2015 

gekündigt worden. Die Reaktion der Deutschen Post AG auf die in die 

Verhandlungen zur Arbeitszeit eingebrachte Lohnforderung wies die 

Gewerkschaft als "unseriös" zurück. "Wir fordern für die 

Beschäftigten 5,5 Prozent mehr Geld. Im Übrigen ist es an der 

Deutschen Post AG, den von ihr begangenen Vertragsbruch zurück zu 

nehmen", so Kocsis.

Der zwischen ver.di und der Deutschen Post AG geschlossene Vertrag 

legt fest, dass das Unternehmen maximal 990 Zustellbezirke an Dritte 

vergeben darf. Durch den Aufbau eines flächendeckenden Zustellnetzes 

über 49 Regionalgesellschaften für die Paketzustellung bricht die 

Post AG den Vertrag und entzieht damit den Beschäftigten Schutz und 

Sicherheit.