Potsdam - Die Gesundheitsbeigeordnete der Landeshauptstadt Potsdam und Leiterin des Verwaltungsstabes, Brigitte Meier, haben heute gemeinsam mit Amtsärztin Dr. Kristina Böhm und dem Ärztlichen Direktor des Klinikums Ernst von Bergmann, Prof. Dr. Thomas Weinke, und dem Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin, Prof. Dr. Thomas Erler, über die aktuelle Lage in Potsdam in Bezug auf das Corona-Virus informiert.
Nachdem ein bestätigter Corona-Verdacht bei einem Elternteil der Katholischen Marienschule vorliegt, wurde die Schule auf Empfehlung des Gesundheitsamtes vorsorglich geschlossen. Ausschlaggebender Grund dafür ist, dass das in Berlin lebende Elternteil in der vergangenen Woche an einer Elternversammlung teilgenommen hatte. „Da die Kontaktpersonen nicht sofort vollständig ermittelt werden konnten, hat das Gesundheitsamt empfohlen, die Schule vorsorglich komplett zu schließen. Dies soll die Ermittlungen erleichtern und mögliche Infektionsketten unterbrechen“, so die Gesundheitsbeigeordnete Brigitte Meier. „Die Schulleitung war sehr kooperativ, reagierte sofort und informierte Eltern sowie Schülerinnen und Schüler am Mittwochvormittag umgehend“, so Meier.
Für die 554 Schülerinnen und Schüler sowie die Mitglieder des Lehrerkollegiums gilt bis auf Weiteres, dass sie nicht die Schule besuchen dürfen, bis alle relevanten Kontaktpersonen ermitteln wurden. Auch die Eltern aus der Elternversammlung wurden bzw. werden entsprechend kontaktiert. Unterdessen ist ein neuer Fall in Potsdam bestätigt worden: Bei einem im Klinikum Ernst von Bergmann behandelten Kind aus Berlin ist ein Test auf das Coronavirus positiv ausgefallen.
Das zweijährige Kleinkind wurde am Montag, 9. März, aus einer Berliner Kinderklinik in die Kinder- und Jugendmedizin Klinikum Westbrandenburg in Potsdam verlegt. Das Kind wurde um 19 Uhr stationär in einem Einzelzimmer auf der Station aufgenommen, da es internistische Krankheitssymptome und Atemprobleme aufwies. Es wurde wegen der respiratorischen Erkrankung unter anderem auf das Coronavirus getestet. Ein Verdacht auf eine Coronainfektion war zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar, da das Kleinkind keine bekannten Kontakte mit positiv getestet Personen und sich in den vergangenen 14 Tagen nicht in einem bekannten Risikogebiet aufgehalten hatte.
Am Dienstag verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Kleinkindes, sodass es auf die Kinderintensivstation verlegt wurde. Am späten Abend lag dann ein positiver Befund auf das Coronavirus vor. „Da das Kind bereits isoliert auf der Kinderintensivstation lag, war hier keine weitere Isolation notwendig. Der Gesundheitszustand des kleinen Patienten ist stabil und nicht lebensbedrohlich“, so Prof. Dr. Thomas Erler, Ärztlicher Direktor der Kinderklinik. Nach sofortiger Meldung an das Gesundheitsamt begann die Umgebungsuntersuchung: „Wir haben noch gestern Abend alle Kontaktpersonen erfasst und mit Abstrichuntersuchungen begonnen. Seit den frühen Morgenstunden werden diese vervollständigt“, sagt Amtsärtztin Dr. Kristina Böhm.
„Im Laufe des heutigen Vormittags haben wir alle Eltern, deren Kinder wir stationär betreuen, über den aktuellen Sachstand informiert. Wir halten die medizinisch und pflegerische Versorgung aufrecht und es besteht kein Grund zur Sorge vor einer Ansteckung,“ so Prof. Dr. Thomas Erler, Ärztlicher Direktor der Kinderklinik. „Zu unserer Frühchenstation (Neonatologie) gibt es keine Berührungspunkte, da diese personell und räumlich getrennt ist. Auch hier besteht für Eltern von Frühchen und werdenden Eltern mit einer Risikoschwangerschaft kein Grund zur Sorge.“
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinder- und Jugendklinik sind am Vormittag informiert und bezüglich der neuen Situation sensibilisiert worden. Der Besuchsbetrieb in der Kinderklinik ist seit heute beschränkt auf die Eltern der stationären Kinder. Besucher mit respiratorischen Infekterkrankungen, wie grippalen Infekten, akuter Bronchitis, Influenza oder Lungenentzündung, dürfen nicht zum Patienten.
Um die medizinische Versorgung der Kinder- und Jugendklinik weiter sicherzustellen, werden die dringend benötigten Ärzte und Pflegekräfte der Kinderklinik nicht vorsorglich unter Quarantäne gestellt. Hier weichen die Stadt Potsdam und das Klinikum Westbrandenburg von den geltenden Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes ab, um den medizinischen Betrieb aufrechtzuerhalten. Hier stützt sich das Gesundheitsamt auf die Expertise des Virologen Prof. Dr. Christian Drosten vom 6. März. Dies wird auch von Kliniken im besonders betroffenen Bundesland Nordrhein-Westfalen bereits so gehandhabt.
„Von den Kontaktpersonen werden täglich Abstriche auf den Coronavirus genommen. Kontaktpersonen, bei denen im Laufe der folgenden 14 Tage Fieber, Husten, Schnupfen und Atemprobleme auftreten, werden sofort unter häusliche Quarantäne gestellt und durch das Gesundheitsamt betreut“, sagt Dr. Kristina Böhm.
Die Gesundheitsbeigeordnete appelliert in diesem Zusammenhang an Angehörige: „Wir bitten Sie dringend, darauf zu achten, dass Angehörige mit Atemwegsinfektionen von Besuchen im Krankenhaus Abstand nehmen. Damit schützen Sie nicht nur ohnehin geschwächte Patienten sondern verhindern auch allgemein die Ausbreitung von Infektionen.“