Der Natura-2000-Tag wird jährlich am 21. Mai europaweit begangen und soll an die gemeinsame Verantwortung für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Europa erinnern. Deshalb laden die Natura-2000-Teams in Brandenburg zu mehreren Veranstaltungen ein. An fünf Orten können seltene Orchideen bewundert, der Fledermausfang begleitet oder das Zuchtprogramm für Lachs und Mehrforelle besucht werden. Darüber hinaus gibt es Gelegenheiten, botanische Kenntnisse zu vertiefen und Tierstimmen unterscheiden zu lernen.
Die Brandenburger Natura-2000-Teams setzen sich landesweit für einen guten Zustand der Lebensraumtypen und Arten der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH) sowie Vogelarten der EU-Vogelschutzrichtlinie außerhalb der Nationalen Naturlandschaften ein. Den europaweiten Aktionstag nutzen die fünf Teams, um Interessierte auf die Bedeutung des EU-weiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000 aufmerksam zu machen. Des Weiteren stellen sie sich als Ansprechpartner für die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen vor und informieren über ihre Arbeit.
Den Auftakt für die Veranstaltungstage gibt das Natura-2000-Team Süd zusammen mit dem Naturschutzverein Elsteraue Falkenberg/Elster e. V. am 21. Mai von 16 bis 18 Uhr mit einer Infoveranstaltung und Exkursion am Oelsiger Storchennest im FFH-Gebiet Oelsiger Luch (Landkreis Elbe-Elster). Das Thema der Veranstaltung ist die Schilfmahd und die Gehölzentnahme im Moor und Wiesenbereich, die im Februar 2025 stattfand. Bei der Veranstaltung erfahren Interessierte mehr über die charakteristischen Übergangs- und Schwingrasenmoore sowie Pfeifengraswiesen. Außerdem stehen Orchideen im Fokus. Eine besondere Empfehlung ist diese Veranstaltung für Anwohnende, die mehr über das FFH-Gebiet in ihrer Nähe lernen möchten.
Am 24. Mai haben Interessierte von 20 bis 1 Uhr morgens die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Natura-2000-Team Nordost Experten Jörn Horn vom Landesfachausschuss Säugetierkunde Brandenburg-Berlin bei einem Fledermausnetzfang über die Schulter zu schauen. Die Veranstaltung findet an der Teerofenbrücke im Nationalpark Unteres Odertal statt (Landkreis Uckermark). Der Netzfang wird einmal jährlich durchgeführt und dient der Bestandsaufnahme von Fledermäusen im Nationalpark. Eingeladen sind Interessierte und insbesondere ehrenamtliche Fledermausexpertinnen und -experten sowie Planungsbüros.
Die Teilnehmenden bekommen einen Einblick in den Fledermausnetzfang, das Beringen und können ihre Fähigkeit schulen, einzelne Arten zu unterscheiden. Zudem findet ein spannender Informationsaustausch zum Thema „Fledermäuse und ihr Lebensraum“ statt. Wichtig: Die Teilnehmenden werden die Tiere nicht anfassen.
Für dieses Erlebnis sollten sich Interessierte unbedingt eine Taschen-/Stirnlampe und einen Klappstuhl mitbringen.
Ebenfalls am 24. Mai führt das Team Nordwest von 10 bis 15 Uhr eine abwechslungsreiche Exkursion in das FFH-Gebiet Stepenitz (LandkreisPrignitz). Die Stepenitz wurde vom Beirat für Gewässerökologie, bestehend aus dem Deutschen Angelfischerverband e.V. und dem Verband NaturFreunde Deutschlands e.V., zur Flusslandschaft 2024/2025 gekürt. Das Exkursionsangebot beinhaltet zwei Besichtigungen und eine kleine Wanderung. Alle Interessierten können sich auf den Besuch eines Bruthauses für die Lachs- und Meeresforellenzucht des Fliegenfischer-Vereins Fario e. V. freuen. Außerdem wird der Altarmanschluss der Stepenitz besichtigt, wo vor Ort ein Vertreter der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg das EU-LIFE-Projekt Bachmuschel vorstellt. Im Anschluss spazieren die Teilnehmenden entlang der Stepenitz bei Telschow.
Während des Spaziergangs erläutert das Natura-2000-Team die Pflege von Grünlandflächen im Uferbereich der Stepenitz, die über den Vertragsnaturschutz organisiert ist. An Arten stehen an diesem Tag vor allem Bachmuschel, Bachneunauge, Groppe, Elritze, Bachforelle, Schwarzstorch und der Eisvogel thematisch im Mittelpunkt. Während der Veranstaltung werden die Teilnehmenden gebeten, mit eigenen Fahrzeugen von Silmersdorf nach Telschow umzusetzen, um alle Programmpunkte zu erreichen.
Das Natura-2000-Team Mitte veranstaltet am 24. Mai von 10 bis 13 Uhr eine Exkursion (circa sechs Kilometer) um den Großen Zeschsee im FFH-Gebiet Großer und Westufer Kleiner Zeschsee (Landkreis Teltow-Fläming). Die Führung wird von dem ortsansässigen und langjährig erfahrenen Botaniker Ralf Schwarz geleitet. Ziel ist es, den Teilnehmenden vielfältige floristische, allgemein naturkundliche sowie historische Informationen mit direktem Bezug zum FFH-Gebiet näherzubringen. Von den Gewässern, den bodensauren Eichenwäldern, den Pfeifengraswiesen bis hin zum Breitblättrigen Knabenkraut wird alles genau unter die Lupe genommen. Eingeladen sind alle naturinteressierten und wanderfreudigen Menschen.
Für den 25. Mai organisiert das Natura-2000-Team West im FFH-Gebiet Gränert von 10 bis 13 Uhr eine naturkundliche Exkursion, um die Flora und Fauna dieses einzigartigen Gebiets vorzustellen und Interessierte zu einem Streifzug durch die Natur einzuladen. Während der Exkursion werden nicht nur die typischen Arten und Lebensräume vorgestellt, sondern auch auf die Arbeit des Natura-2000-Teams eingegangen. Anhand konkreter Beispiele vor Ort werden Schutzmaßnahmen für die dort heimische Tier- und Pflanzenwelt erläutert.
Das Gebiet Gränert ist dem einen oder anderen geschichtsbegeisterten Brandenburger sicher ein Begriff. Altüberlieferte Sagen und Geschichten geben Kunde von den dort einstmals hausenden Zauberern und Schrecken verbreitenden Räuberbanden. Auch für Naturfreundinnen und Naturfreunde hat der Gränert viel zu bieten. Es ist fast schon magisch, wenn die Rufe der Kraniche während der Paarungszeit über das Moor hallen, zu Beginn des Frühjahrs leuchtend blaue Frösche in den Waldweihern Konzerte geben oder das Licht der Sonne durch die alten Buchen auf den mit zartem Grün bedeckten Waldboden fällt.
Hinweis: Bitte für alle vorgestellten Veranstaltungen an witterungsangepasste Kleidung, festes Schuhwerk und ausreichende Getränkeversorgung denken, gegebenenfalls Regenkleidung, Sonnen- und Insektenschutz sowie Ferngläser.
Weitere Informationen und Details zu den Veranstaltungen sowie weitere Angebote sind auf der Internetseite der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg abrufbar, siehe: https://www.naturschutzfonds.de/natur-erleben/natura-2000-tag
Hintergrund Natura-2000-Teams:
Die Natura-2000-Teams sind eine Kooperation des Landesamts für Umwelt (LfU) und der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg (NSF). Die Teams setzen sich aus je einem Mitarbeitenden des LfU und zwei Mitarbeitenden des NSF zusammen. Die Teams sind in den Regionen Nordost, Mitte, Süd, West und Nordwest tätig. Die Mitarbeitenden der Natura-2000-Teams sind Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in den Regionen, wo sie Naturschutzmaßnahmen initiieren und begleiten. Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt auf der systematischen Umsetzung der Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 für die Lebensraumtypen und Arten der Natura-2000-Richtlinien. Die Natura-2000-Teams sind regelmäßig auf Themen und anlassbezogenen Veranstaltungen präsent und in den Natura-2000-Gebieten unterwegs. Zudem unterstützen sie bei praktischen Naturschutzmaßnahmen, wie der Mahd von Orchi-deenwiesen oder dem Anlegen von Amphibienlaichgewässern. Darüber hinaus beraten und unterstützen sie bei der Beantragung von Fördermitteln für den Erhalt pflegeabhängiger Lebensräume, wie wertvoller Grünländer, aber auch Wälder.
Hintergrund Natura 2000:
Mit dem Ziel, den Rückgang von natürlichen Lebensräumen und wildlebenden Arten in der EU entgegenzuwirken, wurden 1979 die europäische Vogelschutzrichtlinie und 1992 die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie erlassen. Beide Richtlinien sind die Grundlage für das EU-weite Schutzgebietsnetz „Natura 2000“, bestehend aus Fauna-Flora-Habitat-Gebieten (FFH-Gebiete) und Vogelschutzgebieten (SPA). Im Land Brandenburg wurden insgesamt 595 FFHGebiete und 27 Vogelschutzgebiete gesichert, sodass etwa 26 Prozent der Landesfläche zum weltweit größten Schutzgebietsnetz gehören. Klare Schutzziele und eine gute Vernetzung der Gebiete ermöglichen unter anderem den Erhalt und die Entwicklung von selten gewordenen Arten und ihren Lebensräumen.