Egal ob Plastik, ausgelesene Bücher oder Lebensmittel: Zahlreiche Dinge landen im Abfall, obwohl sich dies ganz oder teilweise vermeiden ließe. Josef Pommerening, Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung der ERGO Group, hat praktische und einfache Tipps, um den eigenen Müll zu reduzieren.
Unverpackt einkaufen
Mittlerweile ist es für die meisten Supermarktkunden selbstverständlich, wiederverwendbare Stofftaschen oder einen Korb mit in den Laden zu nehmen und auf Tüten aus Papier oder Plastik zu verzichten. Viele Geschäfte und natürlich Unverpacktläden bieten zudem Lebensmittel komplett ohne Verpackung an, zum Beispiel loses Obst und Gemüse oder selbst abfüllbare Produkte wie Getreide, Frühstücksflocken, Hülsenfrüchte oder Nüsse. So entsteht nicht nur weniger Verpackungsmüll: „Frei wählbare Mengen können außerdem die Lebensmittelverschwendung reduzieren, da Kunden hier nach ihrem eigenen Bedarf einkaufen und nicht die Großpackung nehmen müssen“, erläutert Josef Pommerening, Leiter der Nachhaltigkeitsabteilung der ERGO Group. Darüber hinaus rät er, Mehrwegprodukte Einwegprodukten vorzuziehen – beispielsweise bei Flaschen oder Rasierern.
Gebraucht gekauft, getauscht, geliehen
Viele Dinge müssen nicht neu gekauft werden. Auf Onlineplattformen, in Second-Hand-Läden und auf Flohmärkten gibt es eine große Auswahl an gebrauchten Waren in gutem Zustand. Das gilt natürlich auch für Kleidung. Es haben sich mittlerweile aber auch viele Mode-Label etabliert, die auf Nachhaltigkeit setzen und fair produzieren. Insgesamt gilt: „Besser weniger kaufen und dafür auf gute Qualität achten, damit die Kleidung lange hält“, so Pommerening. Auch das Mieten von Kleidungsstücken – von Babykleidung bis Anzug – ist möglich. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern spart bei einer kurzen Nutzungsdauer – Stichwort Brautkleid – sogar Geld. Selbst Kinderwagen, Elektronikartikel oder Spielzeug sind im Mietmodell erhältlich. Außerdem gibt es viele Plattformen im Internet, auf denen Nutzer Dinge zum Ausleihen oder Tauschen anbieten.
Aussortieren für den guten Zweck
Umgekehrt gilt natürlich auch: Wer zu Hause aussortiert, muss Möbel, Kleidungsstücke, Geschirr oder Spielsachen nicht einfach entsorgen. Neben dem Verkauf auf Onlineplattformen oder Flohmärkten kommen auch Sozialkaufhäuser als Abnehmer infrage. Sie nehmen gut erhaltene Spenden gerne entgegen und geben sie gegen kleines Geld weiter.
Bücher teilen
Gerade wer viel liest, profitiert von einer – für Kinder und Jugendliche häufig kostenlosen ¬– Mitgliedschaft in einer öffentlichen Bücherei. Hier gibt es neben einer Vielzahl an Büchern quer durch alle Genres auch DVDs, Hörspiele, Brettspiele und Tonies. Mitglieder sparen so nicht nur viel Platz im Regal, sondern schonen auch ihren Geldbeutel. Viele Städte bieten auch öffentliche Bücherschränke an: „Jeder darf die Bücher darin umsonst mitnehmen und eigene Bücher hineinstellen. Auf diese Weise landen bereits gelesene Exemplare nicht im Altpapier“, so der Nachhaltigkeitsexperte. Die digitale Karte von OpenBookCase listet eine große Anzahl dieser öffentlichen Bücherschränke auf und erleichtert damit die Suche.
Putzen ohne Müll
Auch beim Putzen ist es möglich, mit wenig Aufwand viel Abfall einzusparen. „Reinigungsmittel lassen sich beispielsweise mit Natron, Essigessenz, Zitronensäure und Soda ganz einfach selbst herstellen“, weiß Pommerening. „Das vermeidet Plastikmüll, und das selbstgemachte Mittel enthält keine bedenklichen Chemikalien, die beim Putzen ins Abwasser gelangen.“ Verbraucher können auch Reinigungstabletten kaufen, die sich in Wasser auflösen und so ein Putzmittel ergeben. Passend dazu sind wiederverwendbare Glassprühflaschen erhältlich. „Darüber hinaus gibt es viele Hygieneprodukte wie Shampoos, Duschgele und sogar Zahnpasta auch in fester Form ganz ohne Plastikverpackung“, informiert der Nachhaltigkeitsexperte. Wer lieber zur klassischen Plastikflasche greift, kann darauf achten, dass diese aus recyceltem Plastik besteht – nicht zu verwechseln mit recycelbarem Plastik, daher am besten genau das Etikett lesen.
„To go“ – aber „low waste“
Unterwegs kaufen sich viele gerne einen Kaffee oder ein Mittagessen „to go“. Wer wenig Müll produzieren möchte, kann sich mit etwas Planung selbst versorgen und die Verpflegung in einem wiederverwendbaren Becher und einer Lunchbox mitnehmen. Mittlerweile gibt es auch viele Cafés oder Restaurants, die Getränke oder Essen in mitgebrachte Behälter füllen. Übrigens: Seit Anfang dieses Jahres sind Lieferdienste und Restaurants ab sechs Beschäftigten und mehr als 80 Quadratmetern Verkaufsfläche sogar dazu verpflichtet, Mehrwegbehälter anzubieten. „Aber auch viele kleinere Läden bieten diesen Service an. Es lohnt sich, einfach nachzufragen“, rät der Experte.