Wenn es einen Wirtschaftszweig gibt, der sich unbemerkt durch alle gesellschaftlichen Schichten zieht, dann ist es das Glücksspiel. Mal verkleidet als Lotterie mit wohltätigem Anstrich, mal in Form digitaler Wettportale mit Neonästhetik und Versprechungen auf schnelles Glück. Die Branche liefert Schlagzeilen und Steuereinnahmen, Diskussionen über Suchtrisiken und gleichzeitig einen beachtlichen Umsatz.
Wie viel wird gespielt und woher kommt das Geld eigentlich
Rund 63,5 Milliarden Euro wurden 2023 in Deutschland verspielt, legal und auf offiziellem Weg. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich daraus ein bemerkenswerter Zuwachs von fast 20 Prozent. Ein Plus, das kaum mit einem romantischen Comeback der Spielbank am Kurhaus zu erklären ist, sondern vielmehr mit dem kräftigen Schub durch Online-Angebote wie https://www.wette.de/online-casino/instant-casino/, die Tag und Nacht verfügbar sind und sich mit wenigen Klicks bedienen lassen.
Das Geld fließt jedoch nicht gleichmäßig in alle Bereiche. Automaten in Spielhallen und Kneipen generieren mit Abstand den höchsten Ertrag, etwa 4,8 Milliarden Euro. Dicht dahinter folgen Lotterien mit 4,1 Milliarden Euro. Sportwetten kommen auf rund 1,4 Milliarden, Spielbanken auf gut eine Milliarde. Das größte Stück vom Kuchen geht also nicht an den roten Teppich der Casinos, sondern an Geräte in Neon-beleuchteten Räumen mit schnellen Spielzyklen.
Wirtschaftlich entscheidend ist nicht der Einsatz an sich, sondern der sogenannte Bruttospielertrag. Gemeint ist der Betrag, der nach Abzug aller Gewinne bei den Anbietern verbleibt und damit letztlich der Geldstrom, aus dem sich sowohl staatliche Einnahmen als auch Unternehmensgewinne speisen. In diesem Bereich zeigt sich deutlich, wie stark sich digitale Spielformen entwickelt haben, während der stationäre Markt vielerorts auf der Stelle tritt oder sich sogar rückläufig zeigt.
Eine Momentaufnahme der deutschen Gesellschaft
Rund 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland greift im Lauf eines Jahres zumindest einmal zu einem Glücksspielangebot und Männer sind dabei deutlich aktiver als Frauen. Besonders hoch ist die Beteiligung bei Erwachsenen unter 35 Jahren, vor allem in Kombination mit mobilen Endgeräten und spontanen Wettangeboten.
Im historischen Vergleich fällt der Rückgang ins Auge. Noch 2007 lag die Teilnahmequote bei über 50 Prozent. Heute ist sie fast halbiert und das ist ein Wandel, der sich aus vielen Faktoren zusammensetzt: strengere Regulierung, wachsende Sensibilität für Risiken, aber auch das veränderte Mediennutzungsverhalten, das klassische Formate wie die Annahmestelle um die Ecke zunehmend alt aussehen lässt.
Inhaltlich ist das Angebot breit gefächert. Lotterien bleiben weitverbreitet, vor allem in älteren Altersgruppen. Sportwetten hingegen sind fest im digitalen Raum verankert und besonders bei jungen Männern beliebt. Automatenspiele, ob online oder in der Halle, ziehen eine Zielgruppe an, die das unmittelbare Erfolgserlebnis sucht oder zumindest den Reiz des Möglichen.
Digital gewinnt – so verändern Online-Plattformen den Markt
Seit dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags im Jahr 2021 ist Online-Glücksspiel in Deutschland unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder überwacht seit 2023 die Einhaltung der Regeln und vergibt Lizenzen an Anbieter, die sich an Auflagen halten, darunter Einzahlungslimits, verpflichtende Pausenfunktionen oder zentral verwaltete Sperrlisten.
Trotzdem bleibt der Markt schwer zu kontrollieren. Viele Plattformen mit Sitz im Ausland agieren ohne deutsche Lizenz und umgehen damit sämtliche Regulierungsmechanismen. Die Folge: Ein erheblicher Teil der Umsätze fließt in Kanäle, die dem Zugriff der Behörden entzogen sind. Während der Fußball-EM 2024 etwa wurden rund 200.000 neue Nutzerkonten registriert, der geschätzte Wetteinsatz lag bei über einer Milliarde Euro. Ein erheblicher Teil davon floss in den nicht regulierten Bereich ab.
Konkurrenz durch Klicks – deshalb geraten klassische Spielstätten zunehmend unter Druck
Die goldenen Zeiten der Spielbanken scheinen vorüber. Besucherzahlen sinken, Standorte werden aufgegeben, das Personal reduziert. Was früher als abendfüllende Unterhaltung galt, steht heute im Schatten digitaler Angebote, die jederzeit abrufbar sind und keinerlei Dresscode verlangen. Zwar versuchen einige, mit neuen Konzepten gegenzusteuern, etwa durch gastronomische Angebote oder Events mit sozialem Charakter. Doch das reicht kaum aus, um mit der Geschwindigkeit der digitalen Konkurrenz mitzuhalten. Das Spielverhalten hat sich verlagert, die Erwartungshaltung auch.
Wie viel verdient der Staat und wo landet das Geld
Glücksspiel ist nicht nur ein milliardenschweres Geschäft für Anbieter, aber dafür auch eine verlässliche Einnahmequelle für den Staat. Über Steuern und Konzessionsabgaben fließen beträchtliche Summen in die öffentlichen Haushalte. Besonders Lotterien mit staatlicher Beteiligung tragen dazu bei: Rund ein Fünftel der Einnahmen wird für gemeinnützige Zwecke verwendet, etwa zur Förderung von Sport, Kultur oder sozialen Projekten.
In vielen Bundesländern hängen öffentliche Einrichtungen zumindest teilweise von diesen Geldern ab. Das schafft ein Spannungsverhältnis, das nicht übersehen werden sollte. Denn je mehr Mittel aus dem Glücksspiel stammen, desto schwieriger wird es, sich unabhängig von den Interessen der Anbieter zu positionieren, vor allem dann, wenn neue Regulierungen oder Einschränkungen diskutiert werden. Zudem bleibt oft unklar, wie genau die Mittel verteilt werden. Der Wunsch nach Transparenz ist groß, die Realität jedoch häufig intransparent. Wo viel Geld im Spiel ist, bleiben Fragen selten aus.
Gesetze, Grauzonen und das Ringen um Kontrolle
Mit dem Glücksspielstaatsvertrag wurde eine gesetzliche Grundlage geschaffen, die das Ziel verfolgt, den Markt zu ordnen und Risiken zu minimieren. Anbieter benötigen Lizenzen, Nutzer werden zentral erfasst, Sperrsysteme greifen im Ernstfall automatisch.
Die Praxis gestaltet sich allerdings schwieriger. Verfahren dauern wegen der Politik mitunter Monate, technische Probleme treten regelmäßig auf und der internationale Wettbewerb agiert außerhalb des Systems. Besonders das Sperrregister OASIS steht in der Kritik wegen mangelnder Akzeptanz, aber auch wegen Datenschutzbedenken.
Zusätzlich erschwert wird die Lage durch ungleiche Bedingungen für Anbieter. Während staatliche Lotterien vergleichsweise wenig reguliert sind, sehen sich private Anbieter mit umfangreichen Auflagen konfrontiert. Das führt zu Verzerrungen, die den Markt unübersichtlich und auch angreifbar machen.
Was bleibt, was kommt – wohin sich der Glücksspielmarkt entwickelt
Der Markt bleibt nicht stehen. Die Zukunft liegt zunehmend im digitalen Raum, ob in Form mobiler Angebote, Kryptowährungen, personalisierter Spielerlebnisse oder neuer Spielmechaniken wie Social Gambling. Die Übergänge zwischen Spiel, Unterhaltung und finanzieller Transaktion verschwimmen dabei immer mehr.
Klar ist: Die kommenden Jahre werden zeigen, wie gut sich Regulierung, Technik und gesellschaftliches Interesse in Einklang bringen lassen. Denn Glücksspiel ist längst mehr als ein Spiel, es ist ein Spiegel aktueller Debatten über Freiheit, Kontrolle und das richtige Maß.