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Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sieht auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung das Zusammenwachsen als positiven und anhaltenden Prozess, für den das Miteinander in Deutschland entscheidend ist. In seiner Rede als gastgebender Bundesratspräsident auf dem Festakt zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit heute in Potsdam sagte er: „Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel gemeinsam erreicht. Und darauf können wir alle – egal ob Nord, West, Süd oder Ost – stolz sein. Natürlich war und ist das Zusammenwachsen kein Selbstläufer. Es bleibt ein Prozess. Und dabei ist entscheidend, dass wir ihn gemeinsam nach vorn bringen – im Gespräch miteinander, mit Selbstbewusstsein, guter Grundhaltung ohne Scheuklappen und Vorurteile.“

Bei dem von der ARD live übertragenen Festakt konnten coronabedingt nur rund 230 Gäste dabei sein, davon knapp die Hälfte Bürgerinnen und Bürger aus allen Bundesländern. Woidke begrüßte mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, die Repräsentanten der Verfassungsorgane sowie Regierungschefinnen und -chefs der Bundesländer und Präsidentinnen und Präsidenten der Landtage.

Parkplatz überfüllt mit Dienstfahrzeugen der Politiker

Woidke erinnerte daran, dass die Suche nach einer gesamtdeutschen Identität für Ostdeutsche ein langer, manchmal schwieriger Prozess war: „Viele Junge wanderten ab. Wer blieb, musste sich in aller Regel neu erfinden. Vor 1990 Erreichtes und Erlebtes spielte häufig keine Rolle mehr. Als wäre ein Leben nicht gelebt worden. Unser neues Glück war nicht immer ungetrübt - es riss uns nicht selten auseinander, zerriss häufig unseren eigenen Werdegang, und auch die Zerbrechlichkeit des Glücks wurde für uns zur prägenden Erfahrung.“

Auch Spezialeinsatzkräfte (Scharfschütze auf Fahrzeug auf Geländer der Metropolishalle) trugen zur Sicherheit der Staatspersonen bei

Woidke bezeichnete die vergangenen 30 Jahre zusammenfassend als einen „verbindenden Lernprozess“: „Wir haben uns kennen-, und schätzen und auch viel voneinander gelernt. Es ist wichtig, dass dieser Prozess weitergeht. Niemals darf er zur Einbahnstraße werden. Gerade die Vielfalt unseres Wissens und unserer Erfahrungen stärkt uns für die Zukunft. Deshalb ist es gut, dass sich bundesweit immer öfter die Erkenntnis durchsetzt: Vom Osten kann man lernen. Eine selbstbewusste Frauenpolitik, Betriebskindergärten oder Polikliniken als Gesundheitszentren sind einige Beispiele. Für eine neue gesamtdeutsche Generation ist das moderner Lebensstandard. Wir älteren Ostdeutschen sind mittlerweile souverän genug, einfach stolz darauf zu sein.“

Mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen forderte Woidke eindringlich zum Miteinander auf: „Wir alle wissen, dass die Folgen der Pandemie, die zunehmende Spaltung der Welt, die Klimaveränderung unseren vollen Einsatz erfordern. Lassen wir uns nicht auseinanderdividieren! Streiten wir nicht über Freiheit, nutzen wir sie miteinander für etwas Gutes! Leben wir unsere Einheit in Vielfalt! Bleiben wir ein offenes, solidarisches und fortschrittliches Land! Nutzen wir die Zuversicht und das Wir-Gefühl, das wir uns gemeinsam erarbeitet haben! Bauen wir auf die Gewissheit, dass sich die Bundesrepublik Deutschland gerade dann, wenn es schwierig wurde, als Solidargemeinschaft bewährt hat!“ 

Durch das Programm des Festakts führte mit Anna Loos eine gebürtige Brandenburgerin. Günther Jauch moderierte unter dem Leitgedanken DREI DEUTSCHE LEBEN ein Gespräch zwischen der heute 90-jährigen früheren Bundesfamilienministerin Ursula Lehr, dem Mitbegründer der Gruppe Keimzeit, Norbert Leisegang (60), und der 30-jährigen Ronja Büchner aus Leipzig, dem ersten gesamtdeutschen Baby 1990. Musikalische Akzente setzten das Filmorchester Babelsberg, Anna Loos, Roland Kaiser, die Band Mia und Mark Forster. Sie ließen die vergangenen 30 Jahre musikalisch Revue passieren. Für die optische Gestaltung sorgte der renommierte Videokünstler Philipp Geist.