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Wo später einmal das "Creative Village / Innovation Lab" entstehen soll, lag bereits im 17. Jahrhundert ein bedeutender Wirtschaftsstandort. Das ergaben die archäologischen Untersuchungen, die die "Archäologie Manufaktur" seit 2020 auf dem ehemaligen RAW-Gelände, unweit des Potsdamer Hauptbahnhofs, vornimmt. Die Ausgrabungen sind vor dem Hintergrund des Brandenburgischen Denkmalschutzgesetzes nötig, um den Bau des "Creative Village" vorzubereiten. Bei den Bauarbeiten wird Denkmalsubstanz zerstört, was eine Ausgrabung zwingend erforderlich macht. Bei den neueren Grabungen seit 2022 konnten drei Mühlenstandorte freigelegt werden.

Die östlich der denkmalgeschützten "Neuen Halle", einem Werkstattgebäude der Deutschen Reichsbahn von 1912, gelegenen Fundamente und Pfahlgründungen stammen aus der Zeit zwischen der zweiten Hälfte des 17. und der Mitte des 19. Jahrhunderts. Als Mühlenstandorte konnten die Baureste anhand einer Karte von 1683 identifiziert werden. Die Mühlen gehörten dem Kurfürsten und später dem König – Mühlenrechte waren in der Regel Herrschaftsrechte, sie stellten für Landesherren eine wichtige Einnahmequelle dar. Sie wurden häufig an Privatleute verpfändet oder verpachtet, besonders, wenn der Staatshaushalt klamm war. Die Mahlmühlen versorgten ganz Potsdam und

umliegende Ortschaften mit Mehl und mussten aufgrund der steigenden Einwohnerzahlen im 18. Jahrhundert erweitert werden, wie historische Quellen und Grabungsergebnisse belegen. Bedeutende Befunde sind, abgesehen von den Fundamentresten selbst, zahlreiche Holzpfosten und -substruktionen als Reste eines Mühlenwehrs oder einer Mühlenarche. Die Befunde zeugen also von den umfangreichen wasserbaulichen Maßnahmen, die zum Betrieb von Wassermühlen nötig waren.

Die zahlreichen Funde stammen überwiegend aus den Abriss- und Brandschuttschichten der Mühlenbauten und datieren in das 18. sowie in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Fundgut umfasst typische barocke, schwarzbraun oder schwarz glasierte Ofenkacheln, u.a. auch mit Monogrammen von Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II., glasierte Irdenware und Malhornware, Fayence, Steinzeug, Steingut, Tonpfeifenreste, Glasmarken sowie vereinzelt Porzellan. Mühlenspezifische Funde stellen die Mühlsteinreste dar, die entweder als Baumaterial wiederverwendet oder entsorgt worden waren; letztere konnten aus dem Schutt geborgen werden.

Von partiellen Zerstörungen zeugen archäologisch nachgewiesene Brandhorizonte. Feuer stellte eines der größten Risiken in Siedlungen dar, bevor man auf offenes Feuer und Licht verzichten konnte. Auf dem großen Areal stellen die Mühlenreste jedoch nicht die einzigen Befunde dar. 2020 wurde südlich der denkmalgeschützten "Neuen Halle" ein Altarm der Nuthe erfasst, dessen Ufer die Menschen bereits seit vorgeschichtlicher Zeit nutzten. Die Ausgrabungen werden voraussichtlich noch bis Ende Oktober fortgesetzt.