Matthias Beckmann kennt viele der brandenburgischen Kirchen in- und auswendig. Allein in der Hohennauener Kirche im Landkreis Havelland hat er wohl alles in seinen Händen gehabt und erneuert, was dort aus Holz verbaut ist: das gesamte Gestühl, den Fußboden, die Patronatslogen, die Treppen zur Orgel und zur Kanzel. Denn Matthias Beckmann ist nicht nur Orgelbaumeister, sondern auch Tischler und geprüfter Restaurator. Von seiner vielseitigen Handwerkskunst konnte sich auch Landrat Roger Lewandowski überzeugen, der ihn in dieser Woche zum Auftakt seiner Ortsbesuche durch das Havelland in seiner Werkstatt im Friesacker Ortsteil Zootzen-Damm besucht hat.
Gemeinsam mit Axel Bayerl und dem Gesellen Moritz Voß, die beide im Betrieb mitarbeiten, nahm Beckmann den Landrat und Amtsdirektor Christian Pust auf eine kleine Reise durch die Jahrhunderte mit, denn in seiner Werkstatt werden derzeit neben einer Orgel aus dem benachbarten Landkreis Stendal auch eine Kircheneingangstür aus dem Prignitz-Dorf Demerthin restauriert sowie 15 von 26 Särge der Familie von Bredow, die man aus der Gruft unter der Wagenitzer Kirche geborgen hat.
Im Moment arbeitet der 51-jährige an dem Sarg mit der Nummer 24. Wer sich in dem Sarg befand, weiß Beckmann nicht. Ein originales Kopfhauptteil hat er an diesem Sarg mit verbaut. „Ich versuche, die ursprüngliche Substanz weitestgehend zu erhalten, denn das Original gibt es eben nur einmal.“ Für Beckmann ist es eine besonders herausfordernde Arbeit, da die noch erhaltenen Teile „unglaublich fragil und enorm bruchgefährdet sind“. Hinzu kommt, dass keinerlei Unterlagen zum Sargbau aus jener Zeit mehr zu finden sind. Am Ende müssen die noch gut erhaltenen Sargdeckel auf die Konstruktionen von Matthias Beckmann passen. Für Beckmann ist es nicht nur ein Auftragswerk, sondern auch ein persönliches Anliegen, Kulturhistorisches zu bewahren.
Werkstatteindrücke, ©Landkreis Havelland
Seine größte Leidenschaft gilt allerdings der Restauration von Orgeln. Die Nachfrage sei enorm, allerdings macht diese Arbeit derzeit nur ca. ein Drittel seiner Arbeit aus, da es immer schwieriger wird für die Akteure vor Ort, Fördermittel für die Instandsetzung von Orgeln zu akquirieren. Eine der 1500 Orgeln im Land Brandenburg steht in der Hohennauener Kirche. Die hat er zwar nicht restauriert, dafür aber vieles andere in dieser Kirche. Besonders fasziniert haben ihn die Stufen zur dortigen Kanzel aus dem Jahre 1630. „Das ist schon großartig, was früher ausschließlich in Handarbeit von unserer Zunft geschaffen wurde.“ An die Zusammenarbeit mit dem Hohennauener Kirchenförderverein erinnert er sich gern zurück. „Das war eine herausragende und wirklich schöne Zeit, auch weil die Zusammenarbeit vor Ort so gut funktioniert hat.“
Landrat Roger Lewandowski zeigte sich beeindruckt von den so unterschiedlichen Auftragswerken. „Jedes zu restaurierende Stück erzählt auch immer eine Geschichte. Letztlich ermöglicht dieser Beruf einem, nicht nur in die Historie einzutauchen, sondern die Historie mit der Handwerkskunst auch zu bewahren und auch noch Jahrhunderte später erlebbar zu machen. Eine faszinierende Arbeit.“
Ohne ein Ständchen auf einer Orgel ließ Beckmann den Landrat allerdings nicht weiterziehen.
Weitere Stationen auf seiner Rundreise durch das Amt Friesack, auf der ihn Amtsdirektor Christian Pust begleitete, waren die Feuerwehr in Warsow sowie die FMS Futtermittel GmbH in Selbelang.