Heute schließen bis zu 3.000 Apotheken in Ostdeutschland, um gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung zu protestieren. Wenige hundert Notdienstapotheken in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen halten die Versorgung der Menschen dann noch aufrecht. Außerdem werden viele Apothekenteams auf einer zentralen Kundgebung in Dresden (14 Uhr, Platz vor der Semperoper) erwartet. Der eintägige Protest am 29. November in den fünf ostdeutschen Bundesländern knüpft nahtlos an die vorherigen Proteste mit jeweils regionalen Apothekenschließungen in Nord-, West- und Süddeutschland an. Vor einer Woche waren in Stuttgart 5.000 Teilnehmende, vor zwei Wochen 5.000 Demonstrierende in Dortmund und vor drei Wochen 3.000 Apothekerinnen und Apotheker in Hannover auf zentralen Kundgebungen gezählt worden.
Hintergrund der Apothekenproteste ist der immense wirtschaftliche Druck, unter dem die Apotheken weiterhin stehen. Während die Aufgaben und Pflichten der Apotheken mit Blick auf die Lieferengpass-Krise stetig zunehmen, ist das Apothekenhonorar auf dem Niveau von 2004 eingefroren. Im gleichen Zeitraum sind die Kosten der Betriebsstätten stark angestiegen. So kommt es, dass die Apothekenzahl in allen Landesteilen seit Jahren sinkt. Auch in Ostdeutschland (Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen) ist die Anzahl der Apotheken in den ersten neun Monaten 2023 von 3.288 um 50 auf 3.238 zurückgegangen (minus 1,5 Prozent). In ganz Deutschland ist die Apothekenzahl im selben Zeitraum von 18.068 um 335 auf 17.733 Apotheken gesunken (minus 1,9 Prozent). Das zeigen aktuelle Berechnungen der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Bis zum Jahresende könnte die Zahl der Betriebsstätten sogar insgesamt um bis zu 600 sinken.
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sagt dazu: „Der Rückgang der Apothekenzahl muss dringend gestoppt werden. Die Apothekenteams gehen mit großer Leidenschaft für ihre Patientinnen und Patienten, aber auch für ihre eigene Zukunft auf die Straße, während uns die Bundesregierung weiterhin einen echten Dialog über unser Honorar verweigert. Zudem plant sie neuerdings eine Zwei-Klassen-Versorgung, weil viele Apotheken künftig keine Notdienste oder Arzneimittel-Herstellungen mehr anbieten müssen. An den vergangenen drei Protesttagen haben wir bereits eindrucksvoll und geschlossen gezeigt, wie wichtig eine Stabilisierung des Apothekensystems ist.
In vielen Landtagen, aber auch im Bundestag wird inzwischen kritisch und offen über die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten durch die Apotheken beraten. Am letzten Protesttag des Protestmonats wollen wir nun auch in Ostdeutschland zeigen, dass die Lage in den Apotheken immer kritischer wird. Zusammen sind wir stark: Apotheken stärken - jetzt!“. (Archivvideo von 2022)